Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 263

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Plan der Gründung einer allgemeinen Streikkasse und der Unterstellung des gesamten Streikwesens unter die Kontrolle der Generalkommission, um sich zuletzt mit der Funktion eines statistischen Amts der Gewerkschaftsbewegung zu bescheiden. Aber auch in dieser untergeordneten Rolle konnte sie ihre früheren Prätentionen nicht vergessen, und sie benutzte dieses Amt, um höchst eigenmächtig eine gewerkschaftliche Organisation aus ihrer offiziellen Liste zu streichen, die sich der Anerkennung ihrer Oberhoheit versagt und ihre durchaus einseitige und parteiische Einmischung in eine rein örtliche Angelegenheit zurückgewiesen hatte.

Es ist bereits das zweite Mal, daß die örtlichen Gewerkschaftskartelle dazu ausersehen werden sollen, einer Erweiterung der Einflußsphäre einer einseitigen gewerkschaftlichen Machtpolitik als Unterlage zu dienen. Das erste Mal war es in den sogenannten „Quarckschen Vorschlägen“, die eine einheitliche Zusammenfassung der Gewerkschaftskartelle zum Zweck sozialpolitischer Betätigung forderten. Diesmal hat die Generalkommission der Gewerkschaften ihr Auge auf die örtlichen Kartelle geworfen, um in ihnen endlich den Stützpunkt für ihre sattsam bekannten Regierungsaspirationen zu finden, die sich die Verbände höflich, aber bestimmt verbeten haben. Den Befähigungsnachweis dazu hat soeben die Generalkommission in ihrer Statistik der Kartelle erbracht, in der sie das Leipziger Gewerkschaftskartell souverän ignoriert, weil dieses gegen den Stachel der „obersten Behörde der Gewerkschaftsbewegung“ gelöckt hat. Und diese Insubordination soll denn auch den Anlaß bieten, um die Kartelle der direkten Beeinflussung der Generalkommission näherzubringen. Daher der Punkt acht der Tagesordnung des Gewerkschaftskongresses.

Die Vorgänge, auf die sich diese neuesten Bestrebungen der Generalkommission stützen, sind den Leipziger Genossen genug bekannt. Nachdem der allgewaltige Herr Döblin die in der Frage der Tarifgemeinschaft der Buchdrucker dissentierenden Verbandsmitglieder eigenmächtig aus dem Verband ausgeschlossen hatte, organisierten sich die Ausgeschlossenen in der Buchdruckergewerkschaft, und das Leipziger Gewerkschaftskartell erkannte diese Organisation und ihre Delegierten im Kartell an. Herr Döblin und sein Famulus Rexhäuser liefen nun wehklagend zum Büro der Generalkommission und forderten deren allerhöchste Intervention. Diese griff die prächtige Gelegenheit, neue Hoheitsrechte zu gewinnen, so begierig auf, daß sie sich blind für die Fraktion Döblin-Rexhäuser festlegte und der Forderung der Leipziger Verbandsbuchdrucker, alle Beziehungen zum Leipziger Kartell abzubrechen, so eifrig Folge leistete, als wäre die Generalkommission eine Filiale des Buchdruckerverbandes. Die Gewaltpolitik

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