Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 252

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Bezopften reihenweis hinfielen, von euren Kugeln getroffen, wie ein reifes Ährenfeld vom Hagel gepeitscht! Ha, wie die Weiber wehklagend ins Wasser stürzten, dem Tode in die kalten Arme, um vor der Marter in euren heißen Umarmungen zu fliehen!

Und nun sind sie alle auf Martinique, wieder ein Herz und eine Seele, sie helfen, retten, trocknen Tränen und fluchen dem unglücksäenden Vulkan. Mont Pelée, du gutmütiger Riese, du kannst lachen, mit Ekel kannst du herniederschauen auf diese mildtätigen Mörder, auf diese weinenden Raubtiere, auf diese Bestien im Samariterkleid. Aber es kommt ein Tag, wo ein anderer Vulkan seine Donnerstimme erhebt, ein Vulkan, in dem es brodelt und kocht, ob sie auch des nicht achten, und vom Erdboden fegt die ganze scheinheilige, blutbefleckte Kultur. Und erst auf ihren Trümmern werden sich Nationen zur echten Menschheit zusammenfinden, die nur den einen todbringenden Feind kennen wird – die blinde, tote Natur.

Leipziger Volkszeitung,
Nr. 109 vom 15. Mai 1902.

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