Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 205

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fes nun gefaßt? Gar keinen! Die mit solchem Schrecken, mit so furchtbaren Drohungen von ihnen erwartete Ablehnung war ruhig erfolgt, und – nichts ist geschehen, keine neue Wendung im Kampfe, kein Schritt vorwärts. Die streikenden Massen draußen harren; man verwies sie bis jetzt immer noch auf die in der Kammer vor sich gehende Katzbalgerei, man spannte ihre ganze Aufmerksamkeit und ihre Erwartungen auf den Ausgang der Kammerverhandlungen, und nun diese Verhandlungen den wohlerwarteten Ausgang genommen, dauert dieselbe Unentschlossenheit, dieselbe Unbestimmtheit. Ja noch besser. Nun versuchen die Führer offenbar auch noch den Generalstreik, der ihnen unerwartet und allem Anscheine nach auch unerwünscht kam, sich vom Halse zu schaffen und die 300 000 Arbeiter, die auf eine Entscheidung warten, einfach nach Hause zu schicken.

Nach einem Privattelegramm des „Berliner Tageblatts“ vom 19. verlas Vandervelde in dem großen Meeting im Volkshause, das nach jener Abstimmung in der Kammer stattfand, die folgende Erklärung der liberalen Alliierten: „Die Liberalen grüßen die feste und ruhige Haltung der Streikenden, beschwören sie jedoch, die Arbeit wiederaufzunehmen, um nicht unnötig das Schwerste zu erleiden. Die nächsten Wahlen würden den Sieg der Opposition bringen.“ Diese Erklärung belobte der sozialdemokratische Führer in Ausdrücken, die darauf schließen lassen, daß auch der Vorstand der Arbeiterpartei im nächsten Augenblick mit derselben Aufforderung an die Arbeiter herantreten wird. Wir brauchen wohl unseren Lesern nicht erst zu sagen: nach der Niederlage in der Kammer nun auch noch den Generalstreik jetzt auflösen heißt – die ganze Bewegung für jetzt ersticken und den großen Anlauf, den sie genommen, die lärmende Ouvertüre, mit der sie begonnen, „in einem schüchternen Knurren“ aufgehen zu lassen. Faßt der Generalrat der Arbeiterpartei wirklich den Entschluß, die Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit aufzufordern, dann ist der Kampf für den Moment verloren. Und zwar schmählich verloren – vor der entscheidenden Schlacht, ohne den eigentlichen Kampf. Denn alles, was wir bis jetzt sahen, waren erst lauter Präliminarien, lauter Vorbereitungen, lauter Kräfteentfaltungen, Exerzierübungen, Waffenputzen. Zum Gebrauch der Kräfte ist es nicht gekommen, das Messer soll in die Scheide gesteckt werden, bevor es gebraucht, die angesammelte Energie in leere Luft verpufft werden, bevor sie sich entladen konnte.

Eine Lächerlichkeit wäre es, von Berlin oder Leipzig aus das richtige Kräfteverhältnis in Belgien abzuschätzen und entscheiden zu wollen, ob es angebracht wäre, jetzt die Losung zu einer Straßenrevolution auszu-

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