Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 110

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-1-2/seite/110

daß diese Lohnform immer mehr die Ausbeutung der Arbeitskraft und infolgedessen die Armut und das Elend der Arbeiterklasse steigert;

daß sie den Arbeiter in wachsendem Maße zur Maschine degradiert; daß sie die Lohnrate beständig herabdrückt infolge der wütenden Konkurrenz, die sich die Arbeiter untereinander machen;

daß dieses System eine unversiegbare Quelle von Konflikten zwischen Unternehmern und Arbeitern sowie unter den Arbeitern selbst bildet;

daß sie endlich die Tendenz hat, in zahlreichen Produktionszweigen die Hausindustrie an Stelle der Fabrikindustrie zu setzen und dadurch den Geist der Solidarität zu beeinträchtigen, die Koalition der Arbeiter zu verhindern und die Anwendung der Arbeiterschutzgesetze unmöglich zu machen,

erklärt der Kongreß:

daß dieses verabscheuungswürdige System der Überarbeit ein notwendiges Ergebnis der kapitalistischen Wirtschaft ist und mit ihr zusammen verschwinden wird,

daß es nichtsdestoweniger Pflicht der Arbeiterorganisationen aller Länder ist, sich mit allen Mitteln der Entwicklung dieses Systems zu widersetzen.“[1]

Man muß entweder die obige Resolution nie gekannt oder, was ebenso beschämend, sie vollständig vergessen haben, um die hartnäckige freiwillige Unterstützung der Akkordarbeit mit sozialistischer Überzeugung für vereinbar zu halten. Es ist die zweite Aufgabe des kommenden Partei-

Nächste Seite »



[1] Wir geben hier eine Übersetzung des französischen Originals der Resolution wieder, da uns momentan der vom Kongreß akzeptierte deutsche Text fehlt. (Deutscher Wortlaut nach dem Protokoll:

In Erwägung, daß die Stück- und Akkordarbeit immer mehr in der Groß- und Kleinindustrie sich einbürgert, daß diese Form der Lohnzahlung die Ausbeutung der Arbeitskraft und damit die Armut und das Elend der Arbeiter immer mehr vergrößert und den Arbeiter immer mehr zur Maschine macht, daß durch die Konkurrenz, die unter diesem System die Arbeiter sich gegenseitig machen, dasselbe dazu dient, daß bei der Berechnung der Stück- und Akkordlöhne die Leistungen der besten Arbeiter zur Grundlage der Berechnung genommen werden, endlich, daß dieses System eine beständige Ursache zu Streitigkeiten zwischen Arbeitern und Unternehmern und zwischen den Arbeitern selbst wird und namentlich auch in der Hausindustrie sich stetig verallgemeinert, ist der Kongreß der Ansicht, daß dieses fluchwürdige System intensivster Ausbeutung eine notwendige Folge der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist und erst mit der Beseitigung derselben aufhören wird, daß es aber nichtsdestoweniger Pflicht der Arbeiterorganisationen aller Länder ist, mit allen ihnen zu Gebote stehenden und ihnen gutdünkenden Mitteln für die möglichste Beseitigung desselben zu wirken.

Die gleichen Anschauungen hat der Kongreß über das sogenannte Sweatingssystem, das System der Zwischenmeister, gegen das ein gleiches Vorgehen empfohlen wird. (Verhandlungen und Beschlüsse des Internationalen Arbeiter-Kongresses zu Brüssel. 16.–22. August 1891, Berlin 1893, S. 31/ 32.)] [Fußnote im Original]