Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 1.2, 7., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 319

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zeigt, Ludwik Waryński, der die sozialdemokratischen Grundsätze in der Auffassung über die unmittelbaren Aufgaben des Sozialismus mit einer solchen Klarheit und Bestimmtheit ausspricht, wie wir ihnen weder vorher noch zu seiner Zeit bei den polnischen Sozialisten begegnen.

Was die nationale Frage angeht, so lehnt Waryński die Wiederherstellung Polens mit der gleichen Entschiedenheit ab, wie es bereits die Gruppe „Równość“ tat. Doch stellt er die Lösung dieser Frage auf eine vollkommen andere Ebene. Während die Gruppe „Równość“ ihren ablehnenden Standpunkt gegenüber den nationalistischen Bestrebungen auf deren Gegensatz zu den internationalen Zielen des Sozialismus wie auch besonders auf ihre Gleichgültigkeit gegenüber politischen Aufgaben überhaupt stützte[1], erklärt Waryński in dem obigen Zitat die Ablehnung des nationalen Programms nicht mehr aus den Endzielen des Sozialismus, sondern aus seinen unmittelbaren Aufgaben, indem er der Politik der Nationalisten die Politik der Arbeiter entgegenstellt.

Da das Ziel der täglichen Aktion des Proletariats, so folgert Waryński, die Organisierung und Aufklärung der Arbeiterklasse ist, kann also ihr politisches Programm nicht die gänzliche Zerschlagung oder der Aufbau von Staaten sein, sondern die Eroberung und Erweiterung politischer Rechte, die zur Organisierung der Massen innerhalb dieser bürgerlichen Staaten unerläßlich sind, in denen sie handeln.

Damit bestimmt Waryński für das polnische Proletariat zwei Grundsätze des politischen Programms im Geiste der Sozialdemokratie: erstens – als Ausgangspunkt der politischen Aktion – den bestehenden historischen Boden und die bestehenden staatlichen Bedingungen als gegeben anzunehmen, zweitens – als Ziel dieser Aktion – die bestehenden politischen Bedingungen zu demokratisieren.

Wenn auf diese Weise die negative Schlußfolgerung aus diesen Grundsätzen die Ablehnung des Programms zur Wiederherstellung Polens war, blieb nur noch übrig, die positiven Schlußfolgerungen in Form eines sozialdemokratischen Programms, oder vielmehr von drei Programmen, für das polnische Proletariat daraus zu ziehen. Falls nämlich die staatspolitischen Bedingungen als maßgebend für die Bestimmung der politischen Aufgaben

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[1] Charakteristisch ist in dieser Hinsicht z. B. der folgende Abschnitt in dem Artikel von K. Dłuski: „Patriotismus und Sozialismus“: „Die Idee des Sozialismus ist breiter und größer als die Idee des Patriotismus. Sie ergibt sich aus den politischen Verhältnissen, auf denen der Patriotismus beruht, und indem sie sich auf die ökonomische Grundlage stützt, fordert sie die Umwandlung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Das ökonomische System dagegen betrachtet sie als den Hintergrund, auf dem sich alle anderen Beziehungen und Interessen gruppiert haben, die mit dem Leben sowohl der ganzen Gesellschaft als auch einzelner Individuen verbunden sind.“ Równość, Nr. 2 vom November 1879. [Fußnote im Original]