Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 88

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Hier schließt sich der Ring des proletarischen Daseins in der kapitalistischen Gesellschaft. Der Proletarier beginnt als tüchtiger und ehrbarer Arbeiter, von Kindesbeinen auf in der Tretmühle der geduldigen täglichen Fron für das Kapital. Zu Millionen und aber Millionen sammelt sich die goldene Ernte in den Scheunen der Kapitalisten, ein immer mächtigerer Strom der Reichtümer wälzt sich durch die Banken, durch die Börsen, indes die Arbeiter in grauer unscheinbarer schweigender Masse tagtäglich die Tore der Fabriken und Werke verlassen, wie sie sie am Morgen betreten – als Habenichtse, als ewige Händler, die das einzige zu Markte tragen, was sie besitzen – die eigene Haut.

Von Zeit zu Zeit fegt sie ein Unfall, ein schlagendes Wetter zu Dutzenden und Hunderten unter die Erde – ein kurzer Zeitungsbericht, eine runde Zahl meldet das Unglück, nach einigen Tagen sind sie vergessen, ihr letzter Seufzer wird von dem Keuchen und Stampfen der geschäftigen Profitmacherei erstickt. Nach einigen Tagen stehen neue Dutzende und Hunderte an ihrer Stelle im Joche des Kapitals.

Von Zeit zu Zeit kommt eine Krise, kommen Wochen und Monate der Arbeitslosigkeit, des verzweifelten Ringens mit dem Hunger. Immer wieder gelingt es dem Arbeiter, sich auf eine Stufe der Tretmühle zu schwingen, glücklich, daß er wieder für das Kapital Muskeln und Nerven anspannen darf.

Doch die Kraft versagt allmählich. Eine längere Arbeitslosigkeit, ein Unfall, das nahende Alter – und dieser und jener muß zur ersten besten Beschäftigung greifen, gleitet aus dem Beruf und sinkt unaufhaltsam hinab. Die Arbeitslosigkeit wird immer länger, die Beschäftigung immer unregelmäßiger. Der Zufall beherrscht bald das Dasein des Proletariers, das Unglück verfolgt ihn, die Teuerung trifft ihn am härtesten. Die ewig gestraffte Energie im Ringen um das Stück Brot lockert sich endlich, die Selbstachtung läßt nach – er steht vor den Toren des Asyls für Obdachlose oder, je nachdem, vor den Toren des Gefängnisses.

Jedes Jahr sinken so Tausende von proletarischen Existenzen aus den normalen Klassenbedingungen der Arbeiterschaft in das Dunkel der Verelendung. Sie sinken unhörbar wie der Bodensatz auf den Grund der Gesellschaft als verbrauchte, nutzlose Elemente, aus denen das Kapital keine Säfte mehr auspressen kann, als menschlicher Kehricht, der mit eisernem Besen weggefegt wird: Der Arm des Gesetzes, Hunger und Kälte wirken hier um die Wette. Und zum Schluß reicht die bürgerliche Gesellschaft ihren Ausgestoßenen den Giftbecher.

Das öffentliche Armenwesen, sagt Karl Marx im „Kapital“, bildet das

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