Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 83

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Bemerkung zum „Vorwärts“-Bericht über die Rede am 19. Dezember 1911 im I. Berliner Reichstagswahlkreis

[1]

Genossin Rosa Luxemburg ersucht uns um Aufnahme folgender Zuschrift:

Zu dem Bericht über meine Versammlung im ersten Wahlkreis[2] möchte ich die folgende kurze Bemerkung nachtragen: Völlig unerwähnt ist in dem sonst so sorgfältigen Bericht ein Passus meiner Rede geblieben, wo ich, auf die Frage unseres Verhaltens im Kriegsfalle eingehend, entgegen den Äußerungen unserer Fraktion im Reichstag erklärte, kein ernster Politiker könne zwar im voraus versichern, die Sozialdemokratie würde im Kriegsfall einen Massenstreik machen, genausowenig könne aber erklärt werden, wir würden in diesem Falle keinen Massenstreik machen. Im Gegenteil sei es zu hoffen und zu wünschen, daß früher oder später Kriegsgelüste sowohl in Deutschland wie in Frankreich einem entschlossenen Nein der Volksmassen begegnen. Ich weiß wohl, daß nicht jede Rede im Zeitungsbericht berücksichtigt werden kann, und kümmere mich sonst wenig um Berichte. Ich glaube jedoch, daß eine Erwähnung in diesem Falle notwendig ist, 1. weil gegenwärtig die imperialistische Gefahr, also auch alles, was sich auf die Friedensaktion des Proletariats bezieht, im Vordergrund der Agitation steht und 2. weil der betreffende Passus meiner Rede von einer so demonstrativen, minutenlangen Beifallskundgebung der großen Versammlung begleitet war, daß es klar war: Auch die Versammlung hielt die Betonung der unerschütterlichen Friedensabsichten der Sozialdemokratie für den wichtigsten Teil des Referats.

R. Luxemburg

Vorwärts (Berlin),

Nr. 299 vom 22. Dezember 1911.

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[1] Redaktionelle Überschrift.

[2] Siehe S. 80–82.