Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 177

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-3/seite/177

Diskussionsbeitrag in der Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros am 28. Oktober 1912

[1]

Nach einem Zeitungsbericht

Das Manifest des Büros sollte Erwägungen über die eventuelle Haltung der Diplomatie, wie sie Jaurès angestellt hat und die immer auf sehr schwer berechenbaren Momenten und Mutmaßungen beruhen, nicht in den Vordergrund stellen. Dagegen sollte das Manifest in erster Linie die taktischen Notwendigkeiten beleuchten, die aus der jetzigen Lage für das Proletariat aller Länder hervorgehen. Das Manifest soll aussprechen, daß das einzige wirksame Mittel zur Verhinderung des Weltkrieges die proletarische Massenaktion ist. Diese Aktion soll in ihren Formen und in ihrer Intensität in demselben Maße gesteigert werden, wie die Kriegsgefahr selber akuter sein wird, um im Falle der höchsten Gefahr in eine entscheidende revolutionäre Massenaktion auszumünden. Der Text des Manifestes sollte die Einsicht deutlich durchblicken lassen, daß der jetzige Balkankrieg[2] nur ein Glied in einer Kette von Tatsachen ist, die mit dem Wachstum des Imperialismus und der Tendenz zur kapitalistischen Expansion zusammenhängt und die eine neue Periode des Klassenkampfes eröffnet mit unübersehbaren Erfolgsmöglichkeiten, neuen Kampfesmitteln und neuen Pflichten für das Proletariat.

Leipziger Volkszeitung,

Nr. 253 vom 30. Oktober 1912.

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[1] Redaktionelle Überschrift.

[2] Von Oktober 1912 bis Mai 1913 führten Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro Krieg gegen das türkische Reich, der mit einer Niederlage der Türkei endete. Dieser Krieg war in seiner Haupttendenz ein nationaler Befreiungskrieg gegen die türkische Fremdherrschaft auf dem Balkan. Infolge der Einmischung der imperialistischen Großmächte gefährdete er den Frieden in Europa.