Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 57

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Resolution über die Lebensmittelteuerung

[1]

Das Internationale Sozialistische Büro stellt fest, daß die verhängnisvolle Teuerung der Lebensmittel, welche in den kapitalistischen Ländern, in einem nach dem andern, die ausgehungerten Volksmassen zu stürmischen Protesten aufpeitscht, zunächst die Folge der skrupellosen Zollpolitik in den meisten kapitalistischen Staaten sowie der verbrecherischen Politik ist, welche vor allen Dingen den Schutz der Agrarierinteressen verfolgt, welche die sozialistischen Parteien grundsätzlich bekämpfen; daß andererseits diese Teuerung die Folge der Geschäftsmanöver der kapitalistischen Kartelle ist, welche die schlimmsten Feinde des Proletariats und seines Befreiungskampfes sind.

Das Internationale Sozialistische Büro ruft die arbeitenden Männer und Frauen aller Länder auf, welche unter der ungeheuerlichen Teuerung der notwendigen Lebensmittel zu leiden haben, sich massenweise den sozialistischen Parteien und den gewerkschaftlichen Organisationen anzuschließen und so das Heer des klassenbewußten Proletariats zu stärken, welches einzig und allein ernsthaft gegen die Teuerung der Lebensmittel kämpft, da es seine Angriffe gegen die kapitalistische Gesellschaft richtet, die im Grunde die wahre Ursache der augenblicklichen Lebensmittelteuerung ist.

Bulletin Périodique du Bureau Socialiste International

(Bruxelles), 1912, Nr. 8, S. 129.

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[1] Redaktionelle Überschrift. – Diese Resolution wurde von Rosa Luxemburg in der Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros am 23. September 1911 in Zürich eingebracht; sie wurde angenommen.