Marokko
Eine imperialistische Gewitterwolke ist in der kapitalistischen Welt aufgezogen. Vier Großmächte Europas – Frankreich, Deutschland, England und Spanien – sind unmittelbar in einen Handel verwickelt, in dem es zunächst um die Schicksale Marokkos[1], in weiterer Folge um mehrere große Gebiete des „schwarzen Erdteils“ geht, die als „Kompensationen“ hin und her erwogen werden. Jeder Tag bringt neue Drahtmeldungen über den Stand des Handels, und mit ihnen gehen die Hoffnungen und die Befürchtungen in jähen Sprüngen auf und ab. Wird aus der neuen Gewitterwolke der Blitz eines mörderischen Krieges auf zwei Weltteile herniederzucken, oder wird sich das drohende Ungewitter verziehen, so daß das Ende „bloß“ der „friedliche“ Schacher ist, der einige Fetzen der Welt aus einer gepanzerten Faust des europäischen Militarismus in eine andere überträgt? Das ist die Frage, die jetzt Millionen Menschen bewegt. Und um eine Antwort auf diese Frage zu finden, richten sich alle Blicke mit banger Erwartung auf die verschlossene Tür eines Zimmers, in dem zwei „Staatsmänner“ miteinander konferieren: der französische Botschafter Cambon und der deutsche Staatssekretär Kiderlen-Wächter.[2] In der ganzen weiten Welt gibt es keinen Menschen, für den es ein Geheimnis wäre, daß den beiden „Staatsmännern“ auch der beste Freund keine besonderen geistigen Zauberkräfte nachrühmen könnte, ja, daß sie einfach armselige Hampelmänner sind, deren pappene Ärmchen und Köpfchen durch einen Bindfaden automatisch bewegt werden, dessen Enden hier wie dort die Hände einiger großkapitalistischer Cliquen halten. Krieg oder Frieden, Marokko für Kongo oder Togo für Tahiti, das