Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 467

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Ein Schritt vorwärts

Die letzte Verbandsgeneralversammlung der acht Berliner Wahlkreise[1] hat gezeigt, daß die Genossen der Reichshauptstadt entschlossen sind, die ihnen gebührende Stellung der Avantgarde im preußischen Wahlrechtskampf tatkräftig zu behaupten. Die frische Kampfstimmung, die in der Versammlung herrschte, der Ernst und der Eifer, womit man während der ganzen Tagung auf die Erörterung des preußischen Wahlrechtskampfes einging, endlich die gefaßten Beschlüsse[2] legen unzweideutiges Zeugnis für den festen Willen der Berliner Arbeiterschaft ab, mit den Kampfansagen der Partei bitteren Ernst zu machen. Das Beispiel Berlins wird zweifellos auf ganz Preußen, ja auf die Genossen im ganzen Reiche ermutigend und anfeuernd wirken. Die letzte Berliner Tagung ist aber nicht bloß durch die Beschlüsse bedeutsam, die schließlich mit übergroßer Mehrheit zur Annahme gelangten, sondern nicht minder durch die Ausführungen, mit denen man gegen jene Beschlüsse Opposition machte und an ihnen Kritik übte. Die Äußerungen des Genossen Richard Fischer sind in dieser Beziehung als die deutlichste und schärfste Zusammenfassung der Gedankengänge jener Kreise der Partei und auch der Gewerkschaften zu begrüßen, die als Gegner der Massenstreikidee und der allgemeinen Verschärfung unserer Taktik auftreten. Worin gipfelte die Kritik des Genossen Fischer? In der Ausmalung eines blühenden Phantasiebildes

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[1] Die Generalversammlung des Verbandes der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend wurde am 14. Juni 1914 durchgeführt.

[2] Auf der Generalversammlung des Verbandes der sozialdemokratischen Wahlvereine Berlins und Umgegend waren die Resolution Rosa Luxemburgs zur Anwendung des politischen Massenstreiks im Wahlrechtskampf (Siehe Rosa Luxemburg: Rede am 14. Juni 1914 auf der 3. Generalversammlung des Verbandes sozialdemokratischer Wahlvereine Berlins und Umgegend. In: GW, Bd. 3, S. 464 ff.), ein Antrag Adolph Hoffmanns, zur Unterstützung bei einem politischen Massenstreik einen Kampffonds zu schaffen, und eine Resolution Hagen mit der Forderung, die Werktätigen zum Protest gegen die Klassenjustiz aufzurufen, angenommen worden.