Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 360

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Bemerkung zur Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros am 13. und 14. Dezember 1913 in London

[1]

Der Bericht über die Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros im „Vorwärts“ vom 18. d. M.[2] enthält einige Ungenauigkeiten und gibt den Verlauf der Debatte infolge seiner Kürze so unvollständig wieder, daß der Leser nicht klar darüber wird, worum sich die Meinungsverschiedenheit eigentlich drehte.

Die Resolution Kautsky enthielt ursprünglich den Satz, daß sich das Exekutivkomitee mit allen, „die sich als Sozialdemokraten betrachten“, ins Einvernehmen setzen sollte, um eine allgemeine russische Parteikonferenz zustande zu bringen. Gegen diesen Satz richteten sich meine Ausführungen, und der Berichterstatter verkennt durchaus die Situation in der russischen Sozialdemokratie, wenn er von „kleinen Änderungen“ an der Resolution spricht, um die es sich handelte.

Nachdem ich anerkennend hervorgehoben hatte, daß die Resolution der deutschen Vertretung den Antrag der russisch-polnischen Sozialdemokra‑

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[1] Redaktionelle Überschrift.

[2] Das Internationale Büro. In: Vorwärts (Berlin), Nr. 333 vom 18. Dezember 1913. – In der Sitzung des Internationalen Sozialistischen Büros am 13. und 14. Dezember 1913 in London hatte u. a. die Frage der Wiederherstellung einer einheitlichen SDAPR auf der Tagesordnung gestanden. Es war eine von Karl Kautsky, Friedrich Ebert und Hermann Molkenbuhr eingebrachte Resolution angenommen worden, mit der dem Exekutivkomitee des ISB der Auftrag erteilt wurde, eine Aussprache zwischen allen Fraktionen innerhalb der Arbeiterbewegung in Rußland zwecks Wiederherstellung der Einheit der SDAPR zu organisieren. Eine solche Beratung fand vom 16. bis 18. Juli 1914 statt. In der am Schluß angenommenen Resolution, die Karl Kautsky ausgearbeitet hatte, wurde festgestellt, es gebe in der Sozialdemokratie Rußlands keine wesentlichen Meinungsverschiedenheiten, die der Einheit im Wege stünden. Die Vertreter der Bolschewiki und der lettischen Sozialdemokratie boykottierten die Abstimmung, da die Beratung sich auf einen Meinungsaustausch beschränken sollte.