Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 208

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Nach 50 Jahren

„Es handelte sich darum, während die deutschen Möpse à la Schulze-Delitzsch … jeden sozialen Gedanken längst ausgestorben und begraben glaubten – den Sozialismus plötzlich wie durch einen Zauberschlag als politische Partei auftreten zu lassen.“[1]

Lassalle an Moses Heß

„Ohne den Verdiensten von Marx und der ‚Neuen Rheinischen Zeitung‘ zu nahe zu treten, glaube ich doch sagen zu können, daß jetzt zum ersten Male eine soziale Partei in Deutschland besteht, die eine politische Bedeutung hat und eine Masse repräsentiert.“[2]

Lassalle

Für die herrschenden Klassen, die das Größte an Leistung, Kampf und Ideal hinter sich haben, sind historische Jubiläen nur ein Mittel, in Selbstzufriedenheit das Vergangene zu preisen und das Bestehende mit einem von der Vergangenheit erborgten Nimbus zu verklären. Für eine revolutionäre Klasse wie das moderne Proletariat, die das Größte noch vor sich hat, sind geschichtliche Erinnerungstage nicht eine Gelegenheit, mit einem Blick auf die eigene Vergangenheit triumphierend zu konstatieren, „wie herrlich weit wir’s schon gebracht“ haben, sondern vor allem ein Anlaß zur Selbstkritik, zur Prüfung des Geleisteten und Verständigung über das zu Leistende.

Als am 23. Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet wurde, da wurde damit die Klassenpartei des deutschen Proletariats in der Tat „plötzlich wie durch einen Zauberschlag“, aus der

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[1] Brief Ferdinand Lassalles vom 27. August 1863 an Moses Heß. In: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Hrsg. von Carl Grünberg, Dritter Band, Leipzig 1913, S. 131 f.

[2] Ebenda, S. 132.