Und im Anschluß daran mußten sich unsre Genossen von dem Amtswisch den folgenden Faustschlag ins Gesicht gefallen lassen: „Die Genossen bedienen sich also eines ebenso frechen wie plumpen Schwindelmanövers, was hierdurch festgestellt sei.“
So ist die famose Stichwahlabmachung von den Fortschrittlern eingehalten worden. Nicht bloß sind die „vertraulichen“ Zirkulare zugunsten der Sozialdemokratie von den fortschrittlichen Kreisleitungen meist zu einem sehr vertraulichen Hausgebrauch benutzt worden, sondern auch die offizielle negative Parole: „Keine Stimme dem Kandidaten des Schwarz-Blauen Blocks!“ ist von den Kreisvorständen entweder glatt unterschlagen, wie in Ueckermünde, oder gar öffentlich desavouiert worden, wie in Mansfeld.
Diese Vorgänge konnten, so beschämend und empörend sie waren, eigentlich für niemanden eine Überraschung sein. Um sie Punkt für Punkt vorauszusagen, dazu gehörte nur jene bescheidene Prophetengabe, die erforderlich ist, um aus allgemein bekannten Tatsachen folgerichtige Schlüsse zu ziehen. Es gehörte umgekehrt ein wahrhaft erschütternd kindlicher Glaube dazu, zu hoffen, durch die wundertätige Wirkung einer – noch dazu streng vertraulichen – „Zentralabmachung“ mit ein paar nichtkommandierenden Generälen in die durch jahrzehntelange Praxis demoralisierten, disziplinlosen Haufen der fortschrittlichen Wähler plötzlich Zucht und Sitte hineinzubringen.
Eine Frage drängt sich bei alledem auf. Nachdem der Telegraph am Abend der ersten Stichwahl die Kunde vom Verrat der Fortschrittler in 16 Kreisen gebracht hatte, war die Abmachung mit den Fortschrittlern bereits gerichtet; sie war null und nichtig geworden. Warum hat der Parteivorstand nicht sofort wenigstens den begangenen schweren Fehler dadurch gutgemacht, daß er die Abmachung als auch für uns nicht mehr bindend öffentlich aufhob und unsern Genossen in den 16 preisgegebenen Kreisen ebenso wie der Presse ihre Bewegungsfreiheit wiedergab? Es scheint uns, daß dies das mindeste war, was die Pflicht erheischte. Leider trat das Gegenteil ein. Der Parteivorstand hat sich vielmehr bewogen gefühlt, den Verrat der Fortschrittler in einer Information an die Parteipresse mit allerlei Umständen zu entschuldigen und so den Ingrimm der Genossen über diesen Verrat zu beschwichtigen, wobei er den Fortschrittlern – in seltsamem Widerspruch mit den Tatsachen – auch noch ein glänzendes Zeugnis für ihr angeblich pflichttreues Verhalten am zweiten und dritten Stichwahltage ausstellte.
Doch die Abmachung des Parteivorstands sollte auch noch eine andre Korrektur erhalten. Nach der Nachricht von dem Versagen der Fort-