Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 479

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land wie für Frankreich darin, ohne Verzug mit aller Energie die latente Macht des Proletariats in Bewegung zu setzen, eine so nachdrückliche Massenaktion gegen den Krieg zu organisieren, daß die lauen „Friedenswünsche“ der Regierungen in einen heißen Schreck vor den unabsehbaren Konsequenzen eines Krieges gewandelt werden. Den Regierungen und den herrschenden Klassen muß gezeigt werden, daß heutzutage ohne das Volk und gegen das Volk keine Kriege mehr geführt werden können. Ihnen muß gezeigt werden, daß es sich für diejenigen, die einen Weltkrieg gegen den ausgesprochenen Willen der Volksmassen unter welchem Vorwand auch anzuzetteln wagen, um Kopf und Kragen handelt. Das französische Proletariat hat soeben auf dem außerordentlichen Parteitag der Sozialdemokratie[1] seine Bereitschaft zur Entfaltung nachdrücklichster Massenaktionen in diesem Sinne klar und deutlich ausgesprochen. Das deutsche Proletariat muß durch seine Bereitschaft zu Aktionen gegen den Krieg mit steigendem Nachdruck gleichfalls auf dem Posten stehen.

Sozialdemokratische Korrespondenz (Berlin),
Nr. 85 vom 28. Juli 1914.

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[1] Der außerordentliche Parteitag der Parti Socialiste (Sozialistische Partei) fand vom 14. bis 16. Juli 1914 in Paris statt.