Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 445

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dung über Krieg und Frieden in die Hände des Volkes legen wollen, obwohl davon nichts in der Verfassung stünde, so antworten wir darauf mit den trefflichen Worten unseres Meisters Lassalle: Die wirkliche Verfassung – das sind die tatsächlichen Machtverhältnisse. Und die arbeitenden Massen haben die Macht, wenn sie sie nur zu gebrauchen wissen. Es wird kein Krieg mehr stattfinden, sobald die Massen erklären: Wir wollen keinen Völkermord! Lächerlich aber ist es, zu glauben, wir würden etwa bis eine halbe Stunde vor Beginn der Schlacht warten, um dann den Soldaten am Ärmel zu zupfen und ihm zu sagen, er solle nicht schießen. Wir wissen, daß das Herz des Arbeiters die Ideale des Friedens mit der ganzen Menschheit nicht verraten wird, auch wenn der Proletarier des Königs Rock trägt. Wie der kluge Landmann beginnen wir deshalb frühzeitig mit der Aussaat.

Der Militarismus jedoch und die herrschenden Klassen haben den Glauben an sich selbst verloren. Daraus erklärt sich die Angst vor unserer Agitation. Der Militarismus und der auf ihm aufgebaute heutige Staat sind eben durch und durch morsch. Wir aber sind die moralische Macht. Und die Verfolgungen, denen wir ausgesetzt sind, führen uns immer neue Massen zu. Mit zehnfacher Lust und Freude müssen wir in den Kampf ziehen, wenn solche aufklärenden Worte wie die des Kriegsministers und des Staatsanwaltes fallen.

Vorwärts (Berlin),

Nr. 130 vom 14. Mai 1914.

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