Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 424

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unterstrichen! Ist nicht jedes Wort des Staatsanwalts eine Anerkennung moralisch siegreicher Kraft der sozialdemokratischen Agitation? Hier sehen Sie, wie man bereits vor uns zittert da oben, wo angeblich die Geschicke der Völker zusammenlaufen.

Verehrte Anwesende! Wir, die Vaterlandslosen, wir, die man ins Gefängnis steckt, wir, die wir nichts als unsere heilige Überzeugung und das Wort der Predigt als unser Mittel haben, wir sind bereits eine Macht geworden, vor der die Machthaber feige zittern, weil sie wissen, daß der Sieg uns gehören muß. Und deshalb, Parteigenossen, von welcher Seite ich auch den Prozeß betrachte, ich sage nochmals: Wir können stolz, wir können froh sein auf den Ausgang dieser Sache. Was heißt ein Jahr Gefängnis! Mit solchen Lappalien (Heiterkeit.) lassen wir uns nicht schrecken, denn dieser Prozeß hat uns eine unschätzbare Lehre für die aufklärende Arbeit geliefert. Ich sage Ihnen im geheimen (Heiterkeit.): Auch zwei Jahre wären mir nicht zu viel! (Bewegung und lebhafter Beifall.)

Und deshalb, verehrte Anwesende, ziehe ich aus dieser Begebenheit in Frankfurt ganz andere Schlüsse, als man am Richtertische und in jenem Lager hinter den Richtern wohl erwartet hat. Man wollte uns schrecken, man wollte mal den Sozialdemokraten zeigen: Nun geht’s nicht so weiter, ihr müßt kuschen, ihr müßt euer gefährliches Handwerk legen, denn wir haben Gefängnisse, in die wir euch stecken können. Wer nach alledem heutzutage als der Erschrockene aussieht, überlasse ich Ihrem Urteil. Wir Sozialdemokraten erschrecken nicht so leicht. Im Gegenteil! Wir ziehen aus diesem Prozeß die Lehre, daß es unsere Pflicht ist, nunmehr auch für unsere Agitation die goldenen Worte des Staatsanwalts wahr zu machen und auch dem Letzten im Volke zu zeigen: Der „Lebensnerv“ des heutigen Staates ist der menschenmordende Militarismus. Wir betrachten es als unsere Pflicht, in der folgenden Woche der roten Agitation diesen Prozeß auszunutzen bis aufs äußerste und zu beschleunigen den Schritt der historischen Entwicklung, die uns zum Siege führt.

Verehrte Anwesende! Sie wissen, im Schillerschen Drama sagt Wallenstein in jener Nacht, die seine letzte werden sollte, als er mit forschendem Blick die Sterne betrachtete, um in ihnen den Lauf der künftigen Dinge zu enträtseln: „Der Tag ist nah, und Mars regiert die Stunde.“ Das paßt auch auf die heutigen Zeiten. Noch regiert Mars, der blutige Kriegsgott, die Stunde. Noch ist die Macht bei denjenigen, die sich allein auf einen Wald von Mordwaffen stützen, um das arbeitende Volk in seinem gerechten Aufstieg niederzuhalten. Noch werden Kriege vorbereitet, noch wird das Parlament beherrscht, und immer mehr Militärvorlagen kommen,

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