Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 336

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solche Diskussion dadurch beseitigen zu können, daß man so tut, als höre man sie nicht. Das ist Vogel-Strauß-Politik. Wenn diese Frage an allen Ecken und Enden angeschnitten wird, gleichviel ob es nun in richtiger oder verkehrter Weise geschieht, muß jeder aufmerksame Mann, besonders aber jeder Führer einer Partei, der diesen Namen verdient, sich fragen, ob es nicht an der Zeit sei, daß die Partei den Vorschlag einmal diskutiert.“ („Sehr richtig!“) „Lebhafte Zustimmung“ heißt es im Protokoll. (Scheidemann: „Das ist auch damals geschehen!“) „Wenn große Massen in Frage kommen, kann man nicht Maßregeln, bei denen die Massen eine Rolle zu spielen haben, vor den Massen unbesprochen lassen.“ („Sehr richtig!“) „Soll die Masse mit Begeisterung für eine bestimmte Handlung eintreten, dann verlangt sie, auch die Wirkung und den Zweck der Maßregel zu kennen.“ („Sehr richtig!“) „Das ist ihr gutes Recht. Außerdem folgen aufgeklärte Massen nicht blind gegebenen Befehlen … Das wäre eine erbärmliche Partei, die sich durch den Staatsanwalt und durch die Strafgesetze einschüchtern ließe, ihr Menschen- und Bürgerrecht zu verteidigen.“[1] Natürlich, zu den Worten, die Bebel gesprochen hat, müssen Sie rufen: „Sehr richtig!“ (Unruhe.)

Vorsitzender Ebert: Ich kann nicht zulassen, daß den Mitgliedern des Parteitages eine solche Unterstellung gemacht wird. (Zuruf: „Es kommt auf eine Handvoll nicht an!“)

Das war gar keine Unterstellung. Wer zu den Worten von Bebel „Sehr richtig!“ ruft, der tut das aus voller Überzeugung. (Lebhafte Zustimmung.)

Ich glaube ja, daß Sie die Worte von Bebel unterschreiben. Sie vergessen bloß – und hier haben Sie mich unterbrochen –, daß diese Worte auch heute noch genau die Bedeutung haben wie 1905. Denn es ist eine völlig verkehrte Auffassung, zu glauben, nachdem nun einmal auf einem Parteitag prinzipiell der Massenstreik angenommen worden ist, sei es für die Massen draußen auch schon erledigt. Ja, wie stellen Sie sich die Sache vor? Sie rufen „Sehr richtig!“, wenn ich lese, daß Bebel sagte, wenn der Massenstreik zustande kommen soll, müssen sich die Massen damit befassen. Ja, glauben Sie, daß es für die Massen, für die Millionen schon erledigt ist, wenn Sie 1905 auf dem Parteitag mal eine Resolution angenommen haben? („Sehr gut!“) Verstehen Sie denn nicht, daß die Massen sich als solche in Massenversammlungen damit befassen müssen? („Sehr richtig!“) Denn wir sprechen hier nicht zu den Massen, wir formulieren hier nur Dinge, die von den Genossen draußen durchdacht, verdaut und

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[1] Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Jena vom 17. bis 23. September 1905, Berlin 1905, S. 299 f.