Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 278

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Kombinationen über das, was uns eventuell im Herbst an neuen Steuern beschert werden würde, die Frage zu prüfen. Unsre Fraktion konnte sich sehr leicht überzeugen, ob die neuen Besitzsteuern als ein Ersatz für indirekte Volksbelastung im Sinne unseres Programms aufzufassen waren: Das wurde ihr wenige Stunden vor der Schlußabstimmung an den Schicksalen der Zuckersteuer[1] faustdick gezeigt. Hier war der Fall gegeben, hier war der Rhodus, wo gesprungen werden mußte. Wäre auch nur diese einzige von den zahllosen bestehenden Lasten auf dem Verbrauch der Massen abgeschafft oder auch nur ermäßigt worden, so konnte die Behauptung der Fraktion, daß sie durch die neuen Besitzsteuern die Bürde der arbeitenden Masse erleichtert habe, wenigstens eine gewisse Berechtigung beanspruchen. Doch gerade hier war alle Mühe und aller Kampf unsrer Fraktion vergeblich. Hier stand sie fast ganz allein gegen die geschlossene Mauer der bürgerlichen Parteien. An den Schicksalen der Zuckersteuer hatte es sich also, wie kaum drastischer möglich, geoffenbart, daß durch die „Opfer“ der Besitzenden für den Militarismus auch nicht eine einzige von den bestehenden indirekten Steuern beseitigt werden sollte. Es zeigte sich, daß die neuen Militärlasten nicht eine Entlastung des Volkes und anstatt dessen eine Belastung der Herrschenden bedeuten, sondern daß sie die hartnäckigste Beibehaltung des ganzen bestehenden Systems der indirekten Steuern bloß durch eine minimale Heranziehung der unteren Schichten der Besitzenden ergänzen wollen. Dies kam an der Hand einer der volksfeindlichsten und verhaßtesten indirekten Steuern wie der Zuckersteuer so populär, so lapidar zum Ausdruck, daß man staunen muß, wie ruhig sich unsre Parlamentarier über diese Belehrung haben hinwegsetzen können. Es ist also feststehende Tatsache: Die bestehenden Lasten des Volkes sind durch die neuen direkten Steuern auch nicht um ein Jota vermindert worden. Mit dem Sinn unsrer Programmforderung hat das angenommene Steuerkompromiß also nichts zu tun, denn unser Programm spricht ausdrücklich von einem Ersatz bestehender indirekter Steuern durch direkte. Es bleibt von den Erklärungen der Fraktionsmehrheit demnach nur eine Deutung, die eine neue, freie Auslegung des Parteiprogramms darstellt: Wir hätten einfach jede direkte Steuer an und für sich schon als einen „Ersatz“ für indirekte Steuern und somit unter allen Umständen als eine „Verhütung“ neuer Volksbelastung zu betrachten, denn kommt die direkte Steuer nicht zustande, dann droht

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[1] Um die zur Deckung der Militärvorlage benötigten Summen aufzubringen, wurden die indirekten Steuern wie die Zuckersteuer aufrechterhalten, obwohl bereits 1909 gesetzlich eine Ermäßigung der Zuckersteuer beschlossen worden war.