Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 233

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das zarische Rußland unter den Fahnen des Dreibunds die Flinte auf den Buckel zu nehmen, und zugleich unterlassen, gegen den Zaren, wo sie ihn bei sich zu Hause zu „Gast“ haben, wenigstens Protestversammlungen einzuberufen, so ist das eine Taktik, die alles andre, nur nicht aufrüttelnd und belebend auf die Massen wirken kann.

So fügt sich eins zum andern, eins greift ins andre über. Es läßt sich sicher kein einzelnes konkretes Mittel nennen, das heute dem Kampfe gegen die Militärvorlage die nötige Schärfe und Wucht verleihen könnte, durch kein spezifisches aus der Tasche gezogenes Rezept kann plötzlich eine Atmosphäre der Leidenschaftlichkeit und Widerstandskraft der Massen aus der Pistole geschossen kommen. Aber wenn die Partei seit Jahr und Tag im preußischen Wahlrechtskampf, in der internationalen Aktion im Anschluß an den Baseler Kongreß, in der konsequenten und festen Agitation für die Miliz, in der Wahrnehmung ihrer Pflichten bei solchen Gelegenheiten wie der Zarenbesuch statt des notdürftigsten Minimums das Maximum an aufrüttelnder Arbeit und kühnem Auftreten geleistet hätte, dann würden auch die Massen in diesem Moment auf der Höhe ihrer Aufgaben sein.

Leipziger Volkszeitung,

I: Nr. 128 vom 6. Juni 1913,

II: Nr. 129 vom 7. Juni 1913.

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