Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 19

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werkschaften Frankreichs, Deutschlands, Englands und Spaniens eingeladen“. Diese „Widerlegung“ geht wieder, wie im ersten Punkt, um die eigentliche Frage herum. Daß die sozialistischen Parteien eingeladen werden würden, habe ich nicht bestritten, vielmehr selbst die Erwartung ausgesprochen, daß dies geschehen würde. Der Kernpunkt der ganzen Sache ist aber der, daß auch diese Pariser Demonstration aus der Initiative der in Berlin zusammengekommenen französischen Gewerkschafter und deutschen Gewerkschafter geboren wurde, während eine ganz analoge Initiative der französischen Sozialistenführer[1] und des Internationalen Sozialistischen Büros vor drei Wochen ohne Folgen gelassen worden ist, ebenso wie die Einladung, die von den französischen Sozialistenführern zu einer Pariser Demonstration Mitte Juli an den deutschen Parteivorstand ergangen war, bloß mit einer schriftlichen Sympathieerklärung beantwortet wurde.[2]

3. Der Behauptung des Parteibüros, es sei „nicht wahr“, daß der Parteivorstand „eine Zusammenkunft des Internationalen Sozialistischen Büros ausgeschlagen habe“, steht die nackte Tatsache entgegen, daß, nachdem die sozialistischen Vertreter Frankreichs, Englands und Spaniens ihre Bereitwilligkeit zu einer Zusammenkunft erklärt haben, vom deutschen Parteivorstande erst der Brief eines Mitgliedes erfolgte[3], der die Einleitung einer Aktion gegen die Kriegshetze aus Rücksicht auf die Reichstagswahlen[4] ablehnte, dann eine kurze Erklärung des deutschen Mitgliedes des Internationalen Sozialistischen Büros, die Zusammenkunft sei zunächst nicht empfehlenswert.[5] Daß diese Antwort als eine Absage aufgefaßt worden ist, beweist einfach die Tatsache, daß die geplante Zusammenkunft trotz der Zustimmung der Franzosen, Engländer und Spanier abgesagt und die Marokkoaffäre auf die nächste Jahressitzung des Internationalen Sozialistischen Büros verschoben, d. h. ad acta gelegt ist, und das unter ausdrücklicher Berufung auf die Antwort von deutscher Seite.

Sämtliche Behauptungen meines Artikels also, die vom Parteivorstand als „unwahr“ hingestellt wurden, sind und bleiben in allen Punkten wahr.

Zum Schluß muß die Nachschrift der Redaktion des „Vorwärts“ beantwortet werden. Die Redaktion unterstellt in ihrer eifrigen Dienstbeflissenheit, was das Parteibüro selbst nicht behauptet: daß der erwähnte Brief des Vorstandsmitgliedes an das Internationale Sozialistische Büro „ein

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[1] Siehe S. 16, Fußnote 3.

[2] Siehe S. 16, Fußnote 4.

[3] Siehe S. 6, Fußnote 1.

[4] Siehe S. 6, Fußnote 3.

[5] Siehe S. 6, Fußnote 2.