Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 3, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2003, S. 183

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machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken, aber sie machen sie selbst!

In diesem Jahre, wo zum dreißigsten Male der Todestag Marxens und zum fünfzigsten Male die Geburtsstunde der Lassalleschen Agitation wiederkehrt, hat die deutsche Arbeiterklasse allen Grund, ihrer drei großen Meister, deren historisches Werk nicht voneinander zu trennen ist, in Dankbarkeit zu gedenken. Die verflossenen Jahrzehnte haben unser Kampffeld unendlich erweitert, unsre Reihen hundertfach vermehrt, aber auch unsre Aufgaben ins riesenhafte gesteigert. Die kapitalistische Reife, die Marx in den 60er Jahren an der Hand der englischen Verhältnisse studierte und beschrieb, erscheint als unbeholfene, lallende Kindheit, gemessen an der heutigen weltumspannenden Herrschaft des Kapitals und an der verzweifelten Waghalsigkeit seiner jetzigen imperialistischen Schlußphase. Und der letzte Lebensodem der kapitalistischen Welt, der bürgerliche Liberalismus, dessen greisenhaften Händen Lassalle vor 50 Jahren das Zepter in der Führung der Arbeiterklasse entriß, erscheint als eine Art kraftstrotzender Titan, verglichen mit seinem heutigen verwesenden Kadaver. Den theoretischen und politischen Lehren der Meister des wissenschaftlichen Sozialismus hat der Gang der geschichtlichen Entwicklung in allen Stücken ein glänzendes Zeugnis gegeben. Und heute, mitten in den blutigen Delirien und Konvulsionen des waffenstarrenden und völkermordenden Imperialismus naht immer sichtbarer die Stunde, wo die Schlußworte des Marxschen „Kapitals“ in die Erfüllung gehen müssen:

„Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert.“[1]

Mehr als je tut uns deshalb heute not, in der Praxis miteinander zu

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[1] Karl Marx: Das Kapital. Erster Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S 790 f.