krieg den Auftakt gab, schon die Absage Italiens, die Sprengung des Dreibunds und Isolierung der deutschen Politik auch von dieser Seite.
Die zweite Richtung der deutschen Expansionsbestrebungen kam im Westen zum Vorschein, in der Marokkoaffäre. Nirgends zeigte sich die Abkehr von der Bismarckschen Politik schroffer. Bismarck begünstigte bekanntlich mit Absicht die kolonialen Bestrebungen Frankreichs, um es von den kontinentalen Brennpunkten, von Elsaß-Lothringen abzulenken. Der neueste Kurs in Deutschland zielte umgekehrt direkt gegen die französische Kolonialexpansion. Die Sachlage in Marokko war nun bedeutend anders gestaltet als in der asiatischen Türkei. An berechtigten Kapitalsinteressen Deutschlands in Marokko war sehr wenig vorhanden. Zwar wurden von deutschen Imperialisten während der Marokkokrise zur Not die Ansprüche der Remscheider Kapitalistenfirma Mannesmann, die dem marokkanischen Sultan Geld geliehen und dafür Konzessionen auf Erzgruben erhalten hatte, als „vaterländisches Lebensinteresse” nach Kräften aufgebauscht. Doch hindert die offenkundige Tatsache, daß jede der beiden konkurrierenden Kapitalgruppen in Marokko: sowohl die Mannesmann-Gruppe wie die Krupp-Schneider-Gesellschaft, ein ganz Internationales Gemisch von deutschen, französischen und spanischen Unternehmern darstellte, im Ernst und mit einigem Erfolg von einer „deutschen Interessensphäre” zu sprechen. Um so symptomatischer waren die Entschlossenheit und der Nachdruck, mit denen das Deutsche Reich im Jahre 1905 plötzlich seinen Anspruch auf Mitwirkung bei der Regelung der Marokkoangelegenheit und seinen Protest gegen die französische Herrschaft in Marokko anmeldete. Es war dies der erste weltpolitische Zusammenstoß mit Frankreich. Im Jahre 1895 war Deutschland noch zusammen mit Frankreich und Rußland dem siegreichen Japan in den Arm gefallen, um es an der Ausnützung des Sieges über China in Shimonoseki zu hindern. Fünf Jahre später zog es Arm in Arm mit Frankreich in der ganzen Internationalen Phalanx auf den Plünderungszug gegen China. Jetzt, in Marokko, kam eine radikale Neuorientierung der deutschen Politik in ihrem Verhältnis zu Frankreich zum Vorschein. In der Marokkokrise, die in den sieben Jahren ihrer Dauer zweimal dicht an den Rand eines Krieges zwischen Deutschland und Frankreich geführt hatte, handelte es sich nicht mehr um die „Revanche”, um irgendwelche kontinentalen Gegensätze zwischen den beiden Staaten. Hier äußerte sich ein ganz neuer Gegensatz, der dadurch geschaffen wurde, daß der deutsche Imperialismus dem französischen ins Gehege kam. Im Schlußergebnis der Krise ließ sich Deutschland durch das französische Kongogebiet abfinden und gab damit selbst