Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 401

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Das alte Spiel

Liebknecht hat in Spandau 200 Offiziere ermordet.

Liebknecht ist in Spandau ermordet worden.

Die Spartakusleute haben den Marstall gestürmt.

Die Spartakusleute haben in das „Berliner Tageblatt” mit Maschinengewehren eindringen wollen.

Liebknecht plündert die Läden.

Liebknecht verteilt Geld unter die Soldaten, um sie zur Gegenrevolution aufzustacheln.

Die Spartakusse rückten gegen das Abgeordnetenhaus vor. In der darin tagenden Fraktionssitzung der Fortschrittlichen Volkspartei ist auf diese Kunde hin eine Panik entstanden, und die ehrenwerte Versammlung lief auseinander, unter Hinterlassung von Hüten, Schirmen und dergleichen kostbaren und heutzutage kaum zu ersetzenden Gegenständen auf dem Schauplatz der erwarteten grausigen Taten. –

So schwirren seit einer Woche in Berlin die wildesten Gerüchte über unsere Richtung. Klirrt irgendwo auf der Straße eine Fensterscheibe, platzt an der Ecke ein Pneumatik mit lautem Knall, gleich schaut sich der Philister mit gesträubten Haaren und einer Gänsehaut auf dem Rücken um: Aha, sicher „kommen die Spartakusleute”!

Verschiedene Personen haben sich an Liebknecht mit der rührenden persönlichen Bitte gewandt, ihre Gatten, Neffen oder Tanten von dem beabsichtigten bethlehemitischen Kindermord, den die Spartakusse planten, ausnehmen zu wollen. So geschehen wahr und wahrhaftig im ersten Jahr und Monat der glorreichen deutschen Revolution.

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