Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 435

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Um den Vollzugsrat

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Mitten im Wirrwarr sich überstürzender gegenrevolutionärer Anschläge, Hetzereien und Konspirationen vollzieht sich eine Tatsache von allerhöchster Wichtigkeit für die Geschicke der Revolution: die Ausschaltung des Vollzugsrats der A.- u. S.-Räte und dessen Verurteilung zu völliger Macht- und Bedeutungslosigkeit.

Erinnern wir uns, wie die Dinge zu Beginn der Revolution lagen. Die Revolution des 9. November ist von Arbeitern und Soldaten gemacht worden. Die Bildung von A.- u. S.-Räten war die erste Tat, das erste bleibende Produkt, der erste sichtbare Sieg der Revolution. Die A.- u. S.-Räte waren allenthalben die Verkörperung der Tatsache, daß die Herrschaft der imperialistischen Bourgeoisie beseitigt und eine neue politische und soziale Ordnung im Sinne der großen Volksmasse, die aus Arbeitern und Soldaten besteht, beginnen sollte.

Die A.- u. S.-Räte waren also Organe der Revolution, Träger der neugeschaffenen Ordnung, Vollstrecker des Willens der arbeitenden Massen im Arbeitskittel und im Soldatenrock. Vor den A.- u. S.-Räten eröffnete sich ein gewaltiges Feld der Arbeit. Ihnen fiel ja die Aufgabe zu, den Willen der revolutionären Volksmasse erst ins Werk zu setzen und die ganze soziale und politische Maschinerie des Staates in proletarisch-sozialistischem Sinne auszubauen.

Um diese Arbeit in Angriff zu nehmen, brauchen die A.- u. S.-Räte, die ja über das ganze Reich zerstreut sind, ein Zentralorgan, das ihren Willen und ihre Aktion einheitlich zum Ausdruck bringt, und als ein solches Organ wurde am 10. November im Zirkus Busch der Vollzugsrat der A.- u. S.-Räte gewählt.

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[1] Dieser Artikel ist nicht gezeichnet. Clara Zetkin nennt in ihrer Arbeit „Um Rosa Luxemburgs Stellung zur russischen Revolution” (Hamburg 1922) Rosa Luxemburg als Verfasserin.