Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 475

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Die Reichskonferenz des Spartakusbundes

[1]

Morgen treten aus ganz Deutschland Vertreter der meistgehaßten, meist-verleumdeten, meistgehetzten politischen Richtung, des Spartakusbundes, zusammen. Mit Stolz und Zuversicht sammeln sie sich unter der sturmerprobten Fahne, um in kurzer Beratung, vom heißen Atem der Revolution umweht, über weitere Ziele und Wege zu beschließen.

Wie einst in Flandern der Name der „Geusen”, der Bettler, ist heute der Name der „Spartakusleute” in Deutschland zum Symbol des rücksichtslosen revolutionären Kampfes, der unbeugsamen proletarischen Energie, des unbeirrbaren Festhaltens an den Zielen des Sozialismus geworden, zum Symbol alles dessen, was den herrschenden Klassen, was der kapitalistischen Gesellschaft Greuel und in den Tod verhaßt ist.

Auf eine kurze, aber bewegte Vergangenheit blickt der Bund zurück. Der Zusammenbruch der deutschen Sozialdemokratie am 4. August 1914 war des Spartakus Geburtsstunde. Der krachende Bankrott der hergebrachten Parteitaktik, ihr schmählicher Verrat an den heiligsten Aufgaben und Ehrenpflichten des Sozialismus in der großen Stunde der Entscheidung rief sqfort die offene und rücksichtslose Rebellion der Spartakusleute auf den Plan. Von ihnen ging schon im August 1914 der erste öffentliche Protest gegen die Schmach der offiziellen Partei aus, der in der italienischen, englischen, holländischen Presse veröffentlicht wurde[2] und der sozialistischen Internationale laut zurief: Hofft und rafft euch auf! Es gibt noch Sozialisten in Deutschland!

Von denselben Spartakusleuten gingen, als die Arbeitermassen noch in

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[1] Dieser Artikel ist nicht gezeichnet. In: Die Rote Fahne (Berlin), Nr. 304 vom 28. Dezember 1928, wird Rosa Luxemburg als Verfasserin genannt.

[2] Siehe Erklärung. In: GW, Bd. 4, S. 5.