Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 474

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die Wahlen wie die Verhandlungen der Nationalversammlung gerade zur Beschleunigung der revolutionären Entscheidung ausnutzen.

Wir gehen heißen Zeiten entgegen. Die Arbeitslosigkeit, die wirtschaftlichen Konflikte werden in den nächsten Wochen und Monaten unauf haltsam wachsen. Die große Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit, die die Zukunft der Revolution in ihrem Schoße trägt und die im Endresultat keine andere Entscheidung zuläßt als den Niederbruch der kapitalistischen Klassenherrschaft und den Triumph des Sozialismus: sie wird schon dafür Sorge tragen, daß die revolutionäre Stimmung und Aktivität der Massen im Lande mit jedem Tage wächst.

Die Nationalversammlung soll nach dem Plan der Ebert-Leute dieser revolutionären Flut einen Damm entgegenstellen. So gilt es, die Flut gerade mitten, in und durch die Nationalversammlung zu leiten, um den Damm hinwegzuspülen.

Die Wahlaktion, die Tribüne dieses gegenrevolutionären Parlaments, soll ein Mittel werden zur Schulung, Sammlung, Mobilisierung der revolutionären Masse, eine Etappe im Kampf um die Aufrichtung der proletarischen Diktatur.

Ein Sturm der Massen an die Tore Nationalversammlung, die geballte Faust des revolutionären Proletariats, die sich mitten in der Versammlung erhebt und die Fahne schwenkt, auf der die feurigen Lettern leuchten: Alle Macht den A.- und S.-Räten! – das ist unsere Beteiligung an der Nationalversammlung.

Proletarier, Genossen, ans Werk Keine Zeit ist zu verlieren. Heute noch triumphieren die herrschenden Klassen über die siegreiche Aktion der Ebert-Regierung im Rätekongreß, sie harren und hoffen auf den 19. Januars als die Rückkehr ihrer ungetrübten Klassenherrschaft. Sie mögen nicht zu früh triumphieren. Die Iden des Märzes sind noch nicht vorüber und auch nicht die des Januar. Der proletarischen Revolution gehört die Zukunft, ihr muß alles dienen, auch die Wahlen zur Nationalversammlung.

Die Rote Fahne (Berlin),

Nr. 38 vom 23. Dezember 1918.

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