Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 473

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schleifen. Um die Massen gegen die Nationalversammlung mobil zu machen und zum schärfsten Kampf aufzurufen, dazu müssen die Wahlen, dazu muß die Tribüne der Nationalversammlung ausgenutzt werden.

Nicht, um mit der Bourgeoisie und ihren Schildträgern zusammen Gesetze zu machen: um die Bourgeoisie und ihre Schildträger zum Tempel hinauszujagen, um die Festung der Gegenrevolution zu erstürmen und die Fahne der proletarischen Revolution auf ihr siegreich zu hissen – dazu ist die Beteiligung an den Wahlen nötig.

Man bedürfe dazu der Mehrheit in der Nationalversammlung? Das glaubt nur, wer dem parlamentarischen Kretinismus huldigt, wer Revolution und Sozialismus durch Parlamentsmehrheiten entscheiden will. Auch über die Schicksale der Nationalversammlung selbst entscheidet nicht die parlamentarische Mehrheit in der Nationalversammlung, sondern die proletarische Masse draußen in den Betrieben und auf der Straße.

Das möchte den Herrschaften um Ebert–Haase, das möchte den Junkern, Kapitalisten und ihrem Troß so passen, wenn man sie hübsch unter sich ließe und die revolutionären Proletarier sich mit der Rolle der Zaungäste begnügten, die ruhig zuschauen, während da drinnen ihre Haut zu Markte getragen wird

Aus dieser Rechnung wird nichts. Mögen sie noch so rasch, dank dem Mameluckenkongreß der A.- und S.-Räte zwischen Tür und Angel, ihr gegenrevolutionäres Werk unter Dach und Fach gebracht haben – dennoch war und bleibt es eine Rechnung ohne den Wirt. Der Wirt ist die proletarische Masse, der wirkliche Träger der Revolution und ihrer sozialistischen Aufgaben. Sie, die Masse, hat über die Schicksale und den Verlauf der Nationalversammlung zu bestimmen. Von ihrer eigenen revolutionären Aktivität hängt ab, was in, was aus der Nationalversammlung wird. Das Hauptgewicht liegt in der Aktion draußen, die an die Tore des gegenrevolutionären Parlaments ungestüm pochen muß. Aber schon die Wahlen selbst und die Aktion der revolutionären Vertreter der Masse drinnen muß der Sache der Revolution dienen. Alle Kniffe und Schliche der werten Versammlung rücksichtslos und laut denunzieren, ihr gegenrevolutionäres Werk auf Schritt und Tritt vor der Masse entlarven, die Massen zur Entscheidung, zur Einmischung anrufen – dies ist die Aufgabe der Beteiligung an der Nationalversammlung.

Die Herren Bourgeois mit der Ebert-Regierung an der Spitze wollen den Klassenkampf durch die Nationalversammlung bannen, lähmen, der revolutionären Entscheidung ausweichen. Diesem Plan zum Trotz soll der Klassenkampf in die Nationalversammlung selbst hineinstürmen, er soll

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