Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 512

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Der erste Parteitag

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Der revolutionäre Vortrupp des deutschen Proletariats hat sich zu einer selbständigen politischen Partei zusammengeschlossen. Die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands ist erfolgt, wie die Spartakusgruppe es im Rahmen ihrer allgemeinen Auffassung von Anfang an zielbewußt anstrebte und voraussah, nicht als Konventikelangelegenheit, nicht als eine von einer Handvoll radikaler Führer aus freien Stücken und unter Ausschluß der Öffentlichkeit „gemachte” Spaltung. Sie hat sich als natürliches Produkt der historischen Entwicklung, als Fragment im Werdegang der deutschen Revolution, somit als Erscheinung des politischen Lebens der proletarischen Massen ergeben. Die Gründung der Kommunistischen Partei knüpft sich an den Wendepunkt, der die erste Phase der deutschen Revolution abschließt und die zweite Phase eröffnet.

Die Illusionen des 9. November sind zerstört, seine Unzulänglichkeiten offen an den Tag getreten. Die entschleierte Gegenrevolution Ebert–Scheidemann auf dem einen Pol bedingt die hemmungslose und rücksichtslose Entrollung der revolutionären Fahne auf dem andern Pol, der schroffe Ruck nach rechts an der offiziellen Spitze des Reiches bedingt eine energische Orientierung nach links in den Fundamenten, in der Arbeiter- und Soldatenmasse.

Klärung der Gegensätze, Verschärfung des Kampfes, das Reifen und die Selbstbestimmung der Revolution, das sind die Momente, aus denen die Kommunistische Partei Deutschlands geboren und denen zu dienen sie ihrerseits berufen ist. Als Teilerscheinungen dieses Prozesses sind der An-

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[1] Dieser Artikel ist nicht gezeichnet. In: Die Rote Fahne (Berlin), Nr. 306 vom 30. Dezember 1928, wird Rosa Luxemburg als Verfasserin genannt.