Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 295

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jenigen Arten und Sorten herstellen, die die Gesellschaft braucht, und nur so viel, wie sie braucht. Sonst bleiben die Waren unverkauft, und der darin steckende Mehrwert geht wiederum flöten. Aber wie soll ein Einzelkapitalist das alles wissen? Niemand sagt ihm, was und wieviel die Gesellschaft jeweilen an Gebrauchsgütern braucht, eben weil es niemand weiß. Leben wir doch in einer planlosen, anarchischen Gesellschaftl Jeder einzelne Unternehmer ist in derselben Lage. Und doch muß aus diesem Chaos, diesem Durcheinander etwas Ganzes entstehen, das sowohl das Einzelgeschäft der Kapitalisten und ihre Bereicherung als auch die Bedarfsdeckung und die Fortexistenz der Gesellschaft im ganzen ermöglicht.

Genauer gesprochen, muß aus dem Durcheinander auf dem regellosen Markt ermöglicht werden erstens die ständige Kreisbewegung des Einzelkapitals, die Möglichkeit zu produzieren, zu verkaufen, einzukaufen und wieder zu produzieren, wobei das Kapital beständig aus seiner Geldgestalt in Warengestalt schlüpft und umgekehrt: Diese Phasen müssen miteinander klappen, Geld muß auf Vorrat vorhanden sein, um jede Marktkonjunktur zum Einkauf wahrzunehmen, um laufende Ausgaben des Betriebes zu decken; anderseits muß das im Maße des Warenverkaufs allmählich zurückfließende Geld sich sofort wieder betätigen können. Die scheinbar voneinander völlig unabhängigen Einzelkapitalisten schließen sich schon hier tatsächlich zu einer großen Bruderschaft zusammen, indem sie durch das System des Kredits, der Banken einander fortwährend das benötigte Geld vorschießen und das vorrätige Geld abnehmen und so den ununterbrochenen Fortgang der Produktion und des Warenverkauf s für die einzelnen wie für die Gesellschaft ermöglichen. Den Kredit, den die bürgerliche Nationalökonomie nur als schlaue Einrichtung zur „Erleichterung des Warenverkehrs” erklären kann, weiß Marx so im zweiten Bande seines Werkes ganz im Vorbeigehen als eine einfache Lebensweise des Kapitals aufzuzeigen, als Verknüpfung zwischen den beiden Lebensphasen des Kapitals: in der Produktion und auf dem Warenmarkt, sowie zwischen den scheinbar selbstherrlichen Bewegungen der Einzelkapitale.

Zweitens muß in dem Durcheinander der Einzelkapitale die ständige Kreisbewegung der Produktion und Konsumtion der Gesellschaft im ganzen im Fluß erhalten werden, und zwar so, daß die Bedingungen für die kapitalistische Produktion: Herstellung der Produktionsmittel, Ernährung der Arbeiterklasse, progressive Bereicherung der Kapitalistenklasse, das heißt steigende Ansammlung und Betätigung des Gesamtkapitals der Gesellschaft, gesichert bleiben. Wie sich das Ganze aus den zahllosen aus-

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