reift ferner der unvermeidliche Rückfall der russischen Bourgeoisie in die Arme der Konterrevolution heran. Das russische Bürgertum erträgt jetzt das Joch der Volksherrschaft nur mit tief verborgenem Groll und Haß und nur solange der Krieg dauert, d. h. solange die Massen bewaffnet sind und die Schicksale des Landes in ihren Händen halten. Ist der Krieg zu Ende, dann erfolgt sofort der Schub all der Miljukows, Rodsjankos und Konsorten von der Linken zur äußersten Rechten, und es unterliegt keinem Zweifel, daß beide Volksschichten – die des Kleinbürgertums und des Bauerntums –, die heute dem städtischen Proletariat folgen, ihm alsdann in ihrem überwiegenden Teil in den Rücken fallen werden, verstärkt durch das Lumpenproletariat und alle heute noch niedergeduckten Elemente des abgesetzten Zarenregimes. Selbst die Bereitwilligkeit, mit der das liberale Bürgertum die vorherrschende Stellung der Sozialisten akzeptierte und ihre Beteiligung an der Regierung verlangte, entspricht sicher nicht lediglich der Zwangslage, sondern auch der Berechnung und der Absicht, den Sozialisten einen Teil der Verantwortung und bald womöglich die ganze Verantwortung für die Regierungsangelegenheiten mit all ihren unüberwindlichen Schwierigkeiten aufzubürden, um auf diese Weise den Sozialismus zu kompromittieren und alle konterrevolutionären Elemente zum Widerstand gegen ihn heraufzubeschwören.
Endlich aber bereitet sich, je näher die Diktatur des Proletariats in Rußland heranrückt, auch der Kreuzzug der gesamten europäischen Bourgeoisie gegen die russische Republik vor. Er ist schon in den Ententeländern in vollem Gange und findet seinen Ausdruck in der Schlammwelle der Verleumdungen gegen die Revolution, die sich durch die Bourgeoispresse dieser Länder, durch all die „Matin”, „Morning Post”, „Stampa”, „Corriere della Sera”, wälzt und tagtäglich Räubergeschichten über Mord, Brandstiftungen, Plünderungen, Anarchie, Bankerott und Auflösung zu melden weiß. Durch die Verleumdungskampagne, die ganz an das Verhalten der europäischen Bourgeoispresse der Pariser Kommune gegenüber erinnert, wird systematisch die öffentliche Meinung Europas gegen die russische Revolution aufgestachelt, [werden] alle Bourgeoisinstinkte mobilisiert und für den Kreuzzug gegen Rußland vorbereitet.
Eine Ausnahme bilden vorläufig das offizielle Deutschland und Österreich, die sich reserviert wohlwollend verhalten – aus sehr durchsichtigen Gründen: Für sie ist die russische Revolution die wichtigste Karte in der jetzigen Kriegslage. Die Mittelmächte betrachten sie als bequemes Ausbeutungs- und Spekulationsobjekt, sowohl wegen der militärischen Hemmungen Rußlands selbst als auch wegen des Drucks, den Rußland auf die