Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 221

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senkampfes zu schmieden, die im Regierungslager jedesmal Verwirrung anrichtete und Wunden schlug. Er entlarvte die schäbige offiziöse Mache mit den „patriotischen” Kriegsanleihen. Er zerrte ans Licht die im stillen verübten Verbrechen des deutsch-österreichischen Militarismus an schwachen Völkern und seine Justizverbrechen. Ebenso rücksichtslos zerriß er die „Befreiungs”phrasen des Militarismus in Fetzen.

Es war jedesmal ein schwarzer Tag für die Regierung und ihre Schildknappen, wenn Liebknecht im Reichstag oder Landtag auf die Tribüne stieg. Und in alledem war ihm die Parlamentstribüne lediglich der Posten, von dem aus er durchs Fenster an die Massen des Proletariats appellierte, sie an die Pflichten der Internationalen Solidarität mahnte, sie zum Kampf gegen Völkermord, gegen den Imperialismus aufrüttelte.

Mit einem Wort, Liebknecht verkörperte die alte Sozialdemokratie, so wie sie bis zum 4. August 1914 war, wie sie in den Herzen der Massen lebte: stolz, trotzig, rücksichtslos im Kampf gegen die Herrschenden, unerschütterlich in der Treue den Unterdrückten gegenüber. Wie der alte Bebel in Dresden einmal rief: Ich bin und bleibe ein Todfeind der bürgerlichen Gesellschaft![1] so war und blieb Liebknecht. Und da er fest überzeugt war, daß nur die Masse der Arbeiter allein durch ihre eigene entschlossene Aktion dem Krieg ein Ende machen kann, so war er am 1. Mai an der Spitze der Berliner Demonstration für die Internationale Solidarität der Arbeit und rief auf der Straße, umgeben von Polizeisäbeln und -fäusten, so unerschrocken wie auf der Reichstagstribüne: „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!”

Daher der tödliche Haß der Regierung und der bürgerlichen Parteien gegen Liebknecht. Deshalb gab es schon im Reichstag und Landtag Ausbrüche der Tobsucht, wenn Liebknecht reden wollte. Man suchte ihn durch Gebrüll, durch Vergewaltigung der Geschäftsordnung mundtot zu machen, man zerrte ihn mit brutaler Gewalt von der Tribüne herunter. Dann lieferten sie ihn der Säbeljustiz aus, und nun will man ihn endlich durch das drakonische Urteil vernichten.

Jetzt kann aber die Arbeiterschaft beurteilen, ob der Haß der Herrschenden gegen Liebknecht wohlbegründet, ob Liebknecht auf dem rechten Wege war, ob seine Mahnungen und sein Kampf zum Besten der Massen gerichtet waren.

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[1] „Ich will der Todfeind dieser bürgerlichen Gesellschaft und dieser Staatsordnung bleiben, um sie in ihren Existenzbedingungen zu untergraben, und sie, wenn ich kann, beseitigen.” (Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Abgehalten zu Dresden vom 13. bis 20. September 1903, Berlin 1903, S. 313.)