preußische Soldatenkolonne auf das Geheiß der hundertzehn Mann im Reichstage schweigend kehrtummachen ließ, ebenso nimmt schon die Umkehr der Massen zurück zum Sozialismus die groteske Form der geistlosen Jasagerei zu der Kreditverweigerung im Reichstag an. Die parlamentarische Aktion des Dutzends oder einiger Dutzend Abgeordneter ist also immer das Gegebene, die Politik, die Achse des Lebens, der Nabel der Welt, die Massen sind nur der Chor, die dazu ja oder – in seltensten Fällen – nein sagen. Als ob die Schicksale des Krieges und des Friedens heute noch im Parlament entschieden werden könnten! Als ob die Aktion der sozialdemokratischen Parlamentarier heute noch eine andere Bedeutung, einen anderen Zweck hätte, als den Massen klarzumachen – daß sie nichts vom Reichstag, daß sie alles nur von sich selbst zu erwarten haben, als sie zu diesem selbständigen Handeln durch Wort und Beispiel aufzurütteln und aufzupeitschen! Die Mauern der Säbeldiktatur und der imperialistischen Blutherrschaft werden nicht vor den Posaunenstößen der Reichstagsreden und Abstimmungen fallen und noch weniger vor den schüchternen Versuchen auf der Hirtenflöte einer bescheidenen und tugendhaften Opposition. Nur die rücksichtslose Machtentfaltung der Volksmassen kann dieses Wunder fertigbringen. Und wenn die Kreditbewilligung im Reichstag allerdings zum Springpunkt und zur Losung der gesamten Politik des sozialdemokratischen Verrats wurde, so ist umgekehrt die Ablehnung der Kredite im Reichstag mitnichten das A und O der Rückkehr zur sozialistischen Politik, vielmehr nur ein Detail, ein schwacher Anfang einer Politik, deren ganzer Schwerpunkt außerhalb des Parlaments, in Massenaktionen liegt.
Vom Standpunkt der Anhänger der Scheidemann–Ebert ist die Zustimmung zur Politik der offiziellen Fraktion in der Tat ein genaues, erschöpfendes Glaubensbekenntnis, besteht doch gerade das Wesen dieser Politik darin, die Arbeiterklasse zum bloßen Kanonenfutter, zur folgsamen Hammelherde einer Handvoll Parlamentarier zu machen – wie dies übrigens zum Wesen jeder bürgerlichen Politik gehört. Der Kern der Selbstbestimmung und der Opposition gegen jenen Kurs des 4. August besteht umgekehrt in der Verlegung der politischen Entscheidungen aus den Konventikeln der Parlamentsfraktionen und anderer „Instanzen” in den eigenen zielklaren Willen und die eigene Handlungsfähigkeit der Massen. Wenn deshalb die Scheidung der Geister in der Parteimasse die Form annehmen sollte, daß die einen Wahlkreise der Politik der Scheidemann–David zustimmen, die anderen derjenigen der Haase–Ledebour, so wäre die Opposition im Grunde genommen ein umgekehrter Affenspiegel der Mehrheits-