Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 214

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politik. Das erste Wort einer wirklichen Opposition muß vielmehr die Erkenntnis und das Bekenntnis sein: Nicht im Parlament können die Würfel über Krieg und Frieden, über die Internationale, über den Massenhunger fallen, sondern in den Fabriken, in den Werkstätten, auf der Straße.

Mit der kritiklosen Zustimmung zu der „Politik der Arbeitsgemeinschaft” ist noch gar nichts getan und nicht einmal etwas gesagt, auf die eigene Politik, eigene Aktion der Massen kommt es an. Nicht als beifallklatschender Chor zu den Handlungen einer Handvoll Parlamentarier, sondern selbst als Handelnde müssen sich die Proletarier auf die politische Bühne wagen.

Immer wieder und immer wieder muß den Genossen gesagt werden: Erwartet von nirgends ein Heil als von euch selbst. Nur wenn ihr endlich wagt, in kühnen Massenaktionen von steigender Wucht, ohne Gefahren zu fürchten und Opfer zu zählen, eure ganze Macht zu entfalten, nur dann wird es gelingen, die Partei gegen die Ebert–Scheidemann zu retten, den Frieden und die Freiheit aus dem Chaos der imperialistischen Bestialität zu erringen. Hier ist der Rhodus, hier gilt es zu springen!

Spartacus, Nr. 1 vom 20. September 1916.
In: Spartakusbriefe, Berlin 1958, S. 211-217.

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