Denn dieses Ultimatum ist in seiner Fassung wie in seinen Forderungen derart unverschämt, daß eine serbische Regierung, die demütig vor dieser Note zurückwiche, mit der Möglichkeit rechnen muß, von den Volksmassen zwischen Diner und Dessert davongejagt zu werden …
Ein Frevel der chauvinistischen Presse Deutschlands war es, den teuren Bundesgenossen in seinen Kriegsgelüsten auf das äußerste anzustacheln, und sonder Zweifel hat auch Herr v. Bethmann Hollweg Herrn Berchtold[1] seine Rückendeckung zugesagt. Aber in Berlin spielt man dabei ein genauso gefährliches Spiel wie in Wien.”[2] [Hervorhebungen – R. L.]
Die „Leipziger Volkszeitung” schrieb am 24. Juli:
„Die österreichische Militärpartei … setzt alles auf eine Karte, weil der nationale und militaristische Chauvinismus in keinem Lande der Welt etwas zu verlieren hat … In Österreich sind die chauvinistischen Kreise ganz besonders bankrott, ihr nationales Geheul soll ihren wirtschaftlichen Ruin verdecken und der Raub und Mord ihre Kassen füllen.”[3] [Hervorhebung – R. L.]
Die „Dresdner Volkszeitung” äußerte sich am gleichen Tage:
„Vorläufig sind die Kriegstreiber am Wiener Ballhausplatz noch immer jene schlüssigen Beweise schuldig, die Österreich berechtigen würden, Forderungen an Serbien zu stellen.
Solange die österreichische Regierung dazu nicht in der Lage ist, setzt sie sich mit ihrer provokatorischen, beleidigenden Anrempelung Serbiens vor ganz Europa ins Unrecht, und selbst wenn die serbische Schuld erwiesen würde, wenn unter den Augen der serbischen Regierung das Attentat von Sarajevo vorbereitet worden wäre, gingen die in der Note gestellten Forderungen weit über alle normalen Grenzen hinaus. Nur die frivolsten Kriegsabsichten einer Regierung können ein solches Ansinnen an einen anderen Staat erklärlich machen.”
Die „Münchener Post” meinte am 25. Juli:
„Diese österreichische Note ist ein Aktenstück, das in der Geschichte der letzten beiden Jahrhunderte nicht seinesgleichen hat. Es stellt auf Grund von Untersuchungsakten, deren Inhalt der europäischen Öffentlichkeit bis jetzt vorenthalten wird, und ohne durch eine öffentliche Gerichtsverhandlung gegen die Mörder des Thronfolgerpaares gedeckt zu sein, Forderungen an Serbien, deren Annahme dem Selbstmord dieses Staates gleichkommt.”