Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 58

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stärken. Möge dann kommen, was da will, mag es seiner Kraft gelingen, die fürchterlichen Greuel eines Weltkrieges der Menschheit zu ersparen, oder mag die kapitalistische Welt nicht anders in die Geschichte versinken, wie sie aus ihr geboren ward, in Blut und in Gewalt: Die historische Stunde wird die Arbeiterklasse bereit finden, und bereit sein ist alles.”[1]

Im offiziellen „Handbuch für sozialdemokratische Wähler” vom Jahre 1911, zur letzten Reichstagswahl, steht auf S. 42 über den erwarteten Weltkrieg zu lesen:

„Glauben unsere Herrschenden und herrschenden Klassen dieses Ungeheure den Völkern zumuten zu dürfen? Wird nicht ein Schrei des Entsetzens, des Zornes, der Empörung die Völker erfassen und sie veranlassen, diesem Morden ein Ende zu machen?

Werden sie nicht fragen: Für wen, für was das alles? Sind wir denn Geisteskranke, um so behandelt zu werden oder uns so behandeln zu lassen?

Wer sich die Wahrscheinlichkeit eines großen europäischen Krieges ruhig überlegt, kann zu keinen anderen Schlüssen als den hier angeführten kommen.

Der nächste europäische Krieg wird ein Vabanquespiel, wie es die Welt noch nicht gesehen, er ist aller Voraussicht nach der letzte Krieg.”[2]

Mit dieser Sprache, mit diesen Worten warben unsere jetzigen Reichstagsabgeordneten um ihre 110 Mandate.

Als im Sommer des Jahres 1911 der Panthersprung nach Agadir[3] und die lärmende Hetze der deutschen Imperialisten die Gefahr des europäischen Krieges in die nächste Nähe gerückt hatten, nahm eine Internationale Versammlung in Paris[4] am 4. August die folgende Resolution an:

„Die deutschen, spanischen, englischen, holländischen und französischen Delegierten der Arbeiterorganisationen erklären bereit zu sein, sich jeder Kriegserklärung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu widersetzen. Jede vertretene Nation übernimmt die Verpflichtung, gemäß

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[1] Julian Marchlewski (J. Karski): Imperialismus oder Sozialismus? Berlin 1960, S. 48 f.

[2] Handbuch fur sozialdemokratische Wähler, Berlin 1911, S. 42.

[3] Den Versuch des französischen Imperialismus im Frühjahr 1911, seine Herrschaft auf ganz Marokko auszudehnen und endgültig zu festigen, hatte der deutsche Imperialismus mit der Entsendung der Kriegsschiffe „Panther” und „Berlin” nach Agadir beantwortet und durch diese Provokation eine unmittelbare Kriegsgefahr heraufbeschworen. Das Eingreifen Englands zugunsten Frankreichs zwang die deutschen Kolonialpolitiker zum Nachgeben.

[4] In der Quelle: London. – Am 4. August 1911 führte die Confédération Générale du Travail in Paris eine Kundgebung durch, an der neben Mitgliedern der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands und des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Vertreter englischer, spanischer und niederländischer Gewerkschaften teilnahmen.