Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 426

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und liefert nicht ihr kaum begonnenes Werk dem richtenden Endspruch einer bürgerlich-demokratischen Versammlung aus.

Eine Partei, die in der Stunde großer, klarer, kühner Entscheidungen von welthistorischer Bedeutung nur Zweideutigkeiten, Schwankungen und Halbheiten zutage fördert, die mit dem imperialistischen Annexionisten David auswärtige Politik, mit dem deutschnationalen Chauvinisten Haenisch Kultur und Volksschule, mit dem Henker der Revolution Ebert Sozialismus machen will, die durch den Mund Barths die streikenden Massen zur Ruhe und zum Kadavergehorsam der Unternehmerpeitsche gegenüber mahnt – eine solche Partei ist durch jedes ihrer Worte und jede ihrer Taten gerichtet. Sie war ein Produkt der jahrzehntelangen Versumpfung der deutschen Arbeiterbewegung. Das deutsche Proletariat braucht heute an seiner Spitze eine sozialistische Partei, die der großen Stunde gewachsen ist. Für eine Partei der Halbheit und Zweideutigkeit ist in der Revolution kein Platz.

Der zwiespältigen Politik der Partei entspricht der Zwiespalt in ihren Reihen. Wachsende Scharen ihrer eigenen Anhänger stehen in schärfster Opposition zur führenden Gruppe rückständiger Elemente Haase–Kautsky, die das Bleigewicht der Unabhängigen Partei bilden. Der jetzige Zustand der Partei ist unhaltbar geworden. Sie muß vor die Entscheidung gestellt werden.

Die schleunigste Einberufung des Parteitages, der Klärung und Entscheidung bringen wird, ist eine unabweisbare Forderung geworden! Die Revolution braucht scharfgeschliffene Waffen. Die Unabhängige Partei wird in ihrer großen Mehrheit zu antworten haben, ob sie eine Damaszenerklinge, ob sie ein „Schwert aus Bappe” ist.

„Und was sie ist, das wage sie zu scheinen.”

Die Rote Fahne (Berlin),

Nr. 14 vom 29. November 1918.

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