deutschen Geschichte sind die ersten Quittungen für die willigen Henker fremder Freiheit.
Die Regierungssozialisten, die aus dem Morast ihrer politischen Prostitution Schätze zu heben vermuten, finden nicht einmal Regenwürmer mehr. Nachdem ihre Politik mit deren einziger Trophäe, der famosen Juliresolution des Reichstages[1], ausgespielt hat, warten sie nur noch resigniert auf den „deutschen Frieden” aus Hindenburgs Händen, der die Revolution und den Sozialismus für immer begraben soll.
Die geschichtliche Spekulation der politischen Maulwürfe wird sich wieder einmal als falsch erweisen. Die Massenschlächterei hat im Westen zwar grausige Dimensionen angenommen, bei alledem ist jedoch die militärische Entscheidung des Krieges heute noch so weit im Felde wie vor ein und zwei Jahren. Je rasender der deutsche Militarismus um sich schlägt, um so mehr werden die Weststaaten naturgemäß durch das warnende Exempel der Friedensschlüsse im Osten[2] zum äußersten, zähesten Widerstand aufgepeitscht. Der Schluß der blutigen Orgie, auf den die Scheidemänner und Heilmänner willenlos mit geschlossenen Augen wie auf ein Fatum harren, kann noch lange auf sich warten lassen.
Eins aber stellt sich mit jedem Tage klarer heraus: Der deutsche Sieg kann auf jeden Fall nichts anderes bedeuten als die Katastrophe der bürgerlichen Gesellschaft.
Bei jeder militärischen Entscheidung des heutigen Weltkrieges würde der Imperialismus der eigentliche Sieger, das Internationale Proletariat der eigentliche Besiegte sein. Bei einem deutschen Siege jedoch würde der Imperialismus in seiner reaktionärsten, gewalttätigsten, aufreizendsten Gestalt die Herrschaft antreten. Eine Reihe rein historischer Umstände bedingen dies mit zwingender Logik.
Der englische und der französische Imperialismus wurzeln in einer Kolonialpolitik alten Datums, sind an traditionelle Bahnen gebunden, der deutsche war bis zum Ausbruch des Weltkrieges im embryonalen Stadium, hat sich erst im Laufe des Krieges zu ungeheuerlichen Dimensionen ausgewachsen, wächst jetzt noch mit jedem Tage und füllt sich im Blutrausch der Millionenschlächterei mit einem Welteroberungsdrang, der keine Traditionen, keine Fesseln und keine Rücksichten kennt.
[1] Am 19. Juli 1917 hatte der Reichstag mit den Stimmen der SPD, der Fortschrittlichen Volkspartei und des Zentrums eine sogenannte Friedensresolution beschlossen, in der ein imperialistischer Verständigungsfrieden unter Anerkennung der derzeitigen Eroberungen gefordert wurde. Dieses Manöver der deutschen Bourgeoisie, unterstützt von den rechten Führern der Sozialdemokratie, sollte die revolutionäre Friedensbewegung in Deutschland schwächen.
[2] Entsprechend dem vom II. Gesamtrussischen Sowjetkongreß am 8. November 1917 beschlossenen Dekret über den Frieden, in dem allen kriegführenden Staaten Verhandlungen über einen gerechten und demokratischen Frieden und als Voraussetzung dafür der sofortige Abschluß eines Waffenstillstandes vorgeschlagen worden waren, begannen am 3. Dezember 1917 in Brest-Litowsk Verhandlungen mit dem deutschen Oberkommando, nachdem die Regierungen der Westmächte Verhandlungen entschieden abgelehnt hatten. Die deutsche Regierung verfolgte das Ziel, einen Separatfrieden zu schließen, den Raub von Gebieten im Osten zu sichern und die Hand frei zu bekommen für verstärkte Kriegsanstrengungen an der Westfront. Die aufbegehrenden Volksmassen in Deutschland sollten durch die scheinbare Friedensbereitschaft der Regierung getäuscht werden.
Am 15. Dezember wurde der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet und die Aufnahme von Friedensverhandlungen für den 22. Dezember vereinbart. Durch den dann am 3. März 1918 unterzeichneten Raubfrieden von Brest-Litowsk verlor Sowjetrußland ein Territorium von ca. einer Million km2. Die Sowjetregierung war im Interesse der Revolution gezwungen, einem solchen Frieden zuzustimmen, um den Völkern Rußlands eine friedliche Atempause zur Festigung der Sowjetmacht and zum Aufbau einer Armee zu schaffen, die in der Lage sein würde, das Land gegen die innere Konterrevolution und die imperialistischen Interventen zu schützen.