Petersburg, um sich in den Strudel des Universitätslebens und der politischen Gärung zu stürzen. Nach dreijährigem Studium am Technikum zieht er auf die Landwirtschaftliche Akademie in Moskau. Allein, schon nach zwei Jahren werden seine Lebenspläne, wie bei so manchem seiner Generation, durch die „höhere Gewalt” durchkreuzt. Korolenko wird als Teilnehmer und Wortführer einer Studentendemonstration verhaftet, von der Akademie relegiert und nach dem Gouvernement Wologda im Norden des europäischen Rußlands verschickt, später zum Domizil unter polizeilicher Aufsicht nach Kronstadt entlassen.
Nach Jahren kehrt er nach Petersburg zurück, um wieder Lebenspläne zu bauen, erlernt hier das Schuhmacherhandwerk, um im Sinne seiner Ideale den arbeitenden Volksschichten näherzutreten und zugleich eine vielseitige Entwicklung der eigenen Individualität zu fördern, wird jedoch im Jahre 1879 abermals verhaftet und diesmal weiter nordöstlich, nach dem Gouvernement Wjatka, in ein ganz weltentlegenes Nest verschickt.
Auch damit findet sich Korolenko mit heiterer Laune ab. Er sucht sich in dem neuen Verbannungsort schlecht und recht einzurichten und betreibt fleißig sein neuerlerntes Handwerk, um auf diese Weise auch seinen Unterhalt zu bestreiten. Doch die Ruhe sollte ihm nicht lange gegönnt werden. Plötzlich wird er ohne jeden ersichtlichen Grund nach Westsibirien überführt, von da wieder nach Perm, von Perm aber nach dem äußersten Osten Sibiriens.
Allein, auch hier war seinen Wanderungen noch kein Ziel gesetzt. Im Jahre 1881 bestieg nach dem Attentat auf Alexander II. der neue Zar, Alexander III„ den Thron. Korolenko, der inzwischen Eisenbahnbeamter geworden war, leistete zusammen mit dem übrigen Dienstpersonal den üblichen Eid an die neue Regierung. Dies wurde jedoch nicht für genügend erachtet. Er sollte auch als Privatperson, als „politischer Verbannter” den Treueid leisten. Korolenko wies – wie alle anderen Verbannten – diese Zumutung ab und wurde dafür nach den Eiswüsten des Distrikts Jakutsk verschickt.
Es war dies zweifellos eine „leere Demonstration”, sowenig demonstrativ sie von Korolenko gemeint war. Ob ein einsamer Verbannter irgendwo in der sibirischen Taiga in der Nähe des Polarkreises der Zarenregierung seinen Untertaneneid schwor oder nicht, das änderte materiell und unmittelbar an den bestehenden Verhältnissen nicht das geringste. Es war aber im zaristischen Rußland Brauch, dergleichen leere Demonstrationen zu machen. Übrigens nicht in Rußland allein. War denn das eigen-