Freilich, die russischen Arbeiter haben keine Organisationen, keine Wahlvereine, so gut wie keine Gewerkschaften, keine Presse. Aber sie haben das, was für ihre Macht und ihren Einfluß entscheidend ist: frischen Kampfgeist, entschlossenen Willen und grenzenlosen Opfermut für die Ideale des Sozialismus; sie haben jene Eigenschaften, ohne die der schönste Organisationsapparat wertloser Plunder und totes Gewicht am Bein der proletarischen Masse ist. Freilich, ohne Organisation kann die Arbeiterklasse nicht lange aktionsfähig sein. Wir sind deshalb so sicher, als ob wir es mit eigenen Augen sehen würden, daß in diesem Moment in Petersburg, Moskau, in ganz Rußland die Arbeiterschaft mit fieberhafter Hast dabei ist, sich die Organisation zu schaffen, politische Vereine, Gewerkschaften, Bildungsinstitute, Presse, den ganzen Apparat. Wie vor zehn Jahren, wird auch jetzt die erste Geste des revolutionären russischen Proletariats sein, in kürzester Frist alle Mängel der Organisation aufzuholen. Und eine solche aus dem Kampf geborene, in seinem Feuer gestählte Organisation wird sich sicher als wahrer Panzer der Macht, nicht als Zwangsjacke der Ohnmacht erweisen.
Dem russischen Proletariat ist sein Weg in der heutigen Situation klar vorgezeichnet. So stark und radikal es die politischen und sozialen Forderungen vertreten muß, jede dieser Forderungen wie das ganze Werk der Revolution hängt vor allem an der Losung: Schluß mit dem Kriege! Die russischen Arbeiter müssen die Erringung des Friedens naturgemäß ihrer ganzen Aktion vermählen, ja voranstellen, und sie tun es ganz sicherlich schon jetzt. Damit geraten sie aber in den ersten großen Konflikt mit der eigenen Bourgeoisie, in einen scharfen Klassenkampf gegen den Feind im eigenen Lande.
Es wird sich zeigen, ob das russische Proletariat, das sicher keine Opfer scheuen wird, in diesem Kampf allein bluten und vielleicht verbluten soll für die Sache des Friedens, der ja zugleich Sache des Internationalen Sozialismus ist.
Der Kampf (Duisburg),
Nr. 44 vom 7. April 1917.