Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 203

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und Haase gegen mich polemisiert und namentlich Haase die schwärzesten Gefahren, die aus der Annahme meines Antrages der Berliner Bewegung angeblich erwachsen sollten, an die Wand gemalt und die Mißverständlichkeit des Antrages denunziert hatte, mir das Wort abgeschnitten wurde, so daß ich keine Möglichkeit hatte, die Haasesche Argumentation zu zerpflücken.

Dies waren also der Wortlaut des Antrags, seine Begründung und die Umstände, unter denen er abgelehnt wurde. Und nun überlasse ich getrost den Genossen zo beurteilen, ob die Ablehnung dieses Antrags sich als ein Akt der „Besonnenheit”, der „politischen Klugheit” und dergleichen charakterisiert oder ob sie einen ganz anderen Namen verdient.

Ob aber so oder anders – lassen wir doch bitte jedenfalls die Legende, und bleiben wir bei der nüchternen Wahrheit: Nicht die Beitragssperre ist auf der Berliner Verbands-Generalversammlung von der Opposition Haase, Ledebour, Hoffmann „mit überwältigender Mehrheit” abgelehnt worden, sondern – ein Antrag, der die politische Rolle des Parteivorstandes als Angelegenheit der Gesamtpartei statt als einen Berliner lokalen Kompetenzstreit charakterisierte und demgemäß zur gemeinsamen Abwehraktion im ganzen Reiche aufrief, wobei die näheren Maßnahmen dieser Aktion dem eigenen Entschluß der weiteren Parteikreise anheimgestellt wurden.

Rosa Luxemburg

Vorwärts (Berlin),

Nr. 179 vom 2. Juli 1916.

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