Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 196

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ger- und Ehrenrechte verbunden ist, also auch der Verlust seines Reichs- und Landtagsmandats!

Dies ist der Zweck der ganzen Gerichtskomödie! Das Fälscherkunststück des Wolffschen Telegraphenbüros soll diesen vorbereiteten Streich maskieren, es soll die öffentliche Meinung im Inlande und im Auslande einschläfern, damit der Streich unerwartet in aller Stille fällt!

Nun aber der Gipfel der Mache! Vor zwei Wochen hat in Braunschweig eine Abordnung des Generalkommandos aus Hannover, mit einem Hauptmann an der Spitze, im „Ernährungsausschuß” folgende Ansprache gehalten:

Dem Generalkommando sei bekannt, daß die Braunschweiger Arbeiterschaft in Gärung sei, die Erregung sei im Wachsen begriffen. Wenn man ihr nicht vorbeuge, werde der Generalstreik ausbrechen und wie an einer Zündschnur auf Hannover, Magdeburg, Leipzig, Berlin und andere Städte überspringen. Und dann wäre es ja mit dem Kriege aus! Dieses Unglück müsse verhütet werden! Zu diesem Zweck sollen in Braunschweig Massenspeisungen eingerichtet werden, um die Arbeiter zu beschwichtigen. Wenn die Stadtbehörden dabei versagen, dann werde das Generalkommando selbst eingreifen. Das Volk müsse um jeden Preis beruhigt werden!

So will man den Arbeitern um den Bart gehen, so will man ihnen, wie einem Hunde, den Knochen hinwerfen, damit der Justizmord an Karl Liebknecht ungehindert ausgeführt wird.

Arbeiter, Parteigenossen, ihr Frauen des Volkes! Werdet ihr euch von dieser infamen Mache einfangen lassen? Wollt ihr den Meuchelmord an eurem treuesten Führer dulden?

Liebknecht kämpfte für uns alle. Er hat sich für das Proletariat, für den Internationalen Sozialismus geopfert. Er hat gezeigt, daß man auch in Deutschland für seine sozialistische Überzeugung mit dem ganzen Menschen einsteht. Liebknecht ist jederzeit bereit, den letzten Blutstropfen für die Befreiung der Arbeiterklasse hinzugeben. Werdet ihr ihn jetzt ruhig der Rache der Kapitalisten, der Junker, der Krupp-Sippe, der Militärkamarilla überlassen?

Arbeiter! Liebknechts Sache ist eure Sache. In Liebknecht will man euch treffen, euch meucheln, euch zum Verstummen bringen, damit der Völkermord ungehindert weitergeht. In Liebknecht soll die Auflehnung des deutschen Proletariats gegen das Verbrechen des Krieges niedergestampft werden. Werdet ihr das dulden?

Nein und tausendmal nein!

Der saubere Plan des Justizmordes hinter den Kulissen, im stillen Käm-

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