die Mittel und Wege, die uns aus der jetzigen verzweifelten Situation der Partei zu würdigeren Zuständen hinausführen sollen.
Überlegen wir einmal, was alles auf dem Spiele steht! Mit dem 4. August 1914 ist die offizielle deutsche Sozialdemokratie und mit ihr die Internationale elend zusammengebrochen. Alles, was wir 50 Jahre lang vorher dem Volke gepredigt, was wir für unsereheiligsten Grundsätze erklärt hatten, was wir in Reden, in Broschüren, in Zeitungen, in Flugblättern unzählige Male verkündeten, das alles hat sich mit einem Male als leere Phrase erwiesen. Die Partei des proletarischen Internationalen Klassenkampfes ist mit einem Ruck wie durch bösen Zauber zu einer nationalliberalen Partei geworden, unsere starken Organisationen, auf die wir so stolz waren, haben sich völlig ohnmächtig erwiesen, und aus geachteten und gefürchteten Todfeinden der bürgerlichen Gesellschaft sind wir zu willenlosen und mit Recht verachteten Werkzeugen unserer Todfeinde, der imperialistischen Bourgeoisie, geworden. In anderen Ländern ist mehr oder weniger derselbe tiefe Fall des Sozialismus eingetreten, und der stolze alte Ruf: Proletarier aller Länder, vereinigt euch! hat sich auf den Schlachtfeldern in das Kommandowort verwandelt: Proletarier aller Länder, schneidet euch die Gurgel ab!
Nie in der Weltgeschichte hat eine politische Partei so elend Bankrott gemacht, nie ist ein erhabeneres Ideal so schmachvoll verraten und in den Staub getreten worden!
Tausende und aber Tausende Proletarier und Proletarierinnen könnten vor Scham und Wut blutige Tränen weinen, daß alles, was ihnen so teuer und heilig war, jetzt zum Spott und Hohn der ganzen Welt geworden ist. Tausende und aber Tausende brennen darauf, die Scharte auszuwetzen, die Schmach von der Partei abzuwaschen, um wieder den Namen Sozialdemokrat mit erhobener Stirn und ohne Erröten tragen zu können.
Aber das eine muß sich dabei jeder Genosse vor Augen halten: Aus einem so tiefen Fall kann nur eine ganz geschlossene, klare, rücksichtslose Politik die Rettung bringen. Mit halben Mitteln, mit Hin- und Herschwanken, mit zaghafter Schaukelpolitik kann uns nimmermehr geholfen werden. Jetzt muß sich jeder sagen: entweder – oder. Entweder sind wir nationalliberale Schafe im sozialistischen Löwenfell, dann lassen wir auch jedes Spiel mit der Opposition. Oder aber wir sind Kämpfer der proletarischen Internationale in voller Bedeutung dieses Wortes, dann muß eben mit der Opposition ganze Arbeit gemacht, dann muß die Fahne des Klassenkampfes und des Internationalismus rücksichtslos und offen entfaltet werden. Und nun schaut, Parteigenossen und -genossinnen, auf die bisherige soge-