Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 122

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Reichstag, den Landtagen und den Kommunalvertretungen offiziell auf jeden Wahlkampf, d. h. auf jede Agitation und Aufklärung im Sinne des proletarischen Klassenkampfes, und reduzierte die Parlamentswahlen auf ihren schlichten bürgerlichen Inhalt: auf die Einheimsung von Mandaten, über die sie sich mit den bürgerlichen Parteien schiedlich-friedlich einigte. Die Zustimmung der sozialdemokratischen Vertreter zu dem Etat in den Landtagen und Kommunalvertretungen – mit Ausnahme des preußischen und elsaß-lothringischen Landtags – unter feierlicher Berufung auf den Burgfrieden unterstrich den schroffen Bruch mit der Praxis vor dem Kriegsausbruch. Die sozialdemokratische Presse, mit höchstens ein paar Ausnahmen, erhob laut das Prinzip der nationalen Einigkeit zum Lebensinteresse des deutschen Volkes. Sie warnte gleich bei Ausbruch des Krieges vor dem Zurückziehen der Guthaben aus den Sparkassen, wodurch sie nach Kräften die Beunruhigung des ökonomischen Lebens im Lande verhütete und die hervorragende Heranziehung der Sparkassen zu den Kriegsanleihen sicherte; sie warnte die Proletarierinnen davor, ihren Männern im Felde von ihrer und ihrer Kinder Not, von der ungenügenden Versorgung durch den Staat zu berichten, und riet ihnen, auf die Krieger lieber durch Schilderungen holden Familienglücks „und durch freundliche Darstellung der Hilfe, die bisher gewährt wurde, beruhigend und erhebend zu wirken”[1]. Sie pries die erzieherische Arbeit der modernen Arbeiterbewegung als hervorragendes Hilfsmittel der Kriegführung z. B. in folgendem klassischem Probestück:

„Wahre Freunde erkennt man nur in der Not. Dieses alte Sprichwort wird im Augenblick zum Wahrwort. Die drangsalierten, gehudelten und gebüttelten Sozialdemokraten treten wie ein Mann auf zum Schutze der Heimat, und die deutschen Gewerkschaftszentralen, denen man in Preußen-Deutschland das Leben oft so sauer machte, sie berichten übereinstimmend, daß ihre besten Leute sich bei der Fahne befinden. Sogar Unternehmerblätter vom Schlage des Generalanzeigers melden diese Tatsache und bemerken dazu, sie seien überzeugt, daß ,diese Leute ihre Pflichten erfüllen werden wie andere und daß dort, wo sie stehen, die Hiebe vielleicht am dichtesten fallen werden.

Wir aber sind der Überzeugung, daß unsere geschulten Gewerkschafter noch mehr können als ,dreinhauen’. Mit den modernen Massenheeren ist das Kriegführen für die Generäle nicht etwa leichter geworden, das moderne Infanteriegeschoß, mit dem man beinahe bis auf 3000 Meter, sicher

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[1] Siehe den Artikel des Nürnberger Parteiorgans, nachgedruckt im „Hamburger Echo” vom 6. Oktober 1914. – [Fußnote im Original]