Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 514

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ganz anderen Grad der politischen Reife, Schulung, Zähigkeit, als wie sie der ersten anfänglichen Phase genügten.

Es gilt nunmehr, an Stelle der revolutionären Stimmung allenthalben die unbeugsame revolutionäre Überzeugung, an Stelle des Spontanen das Systematische zu setzen. Es gilt, um die ganze Summe der Erfahrungen der ersten Periode bereichert, nunmehr an die Fundamentlegung für den sozialistischen Bau heranzugehen. Es gilt, das A.- u. S.-Rätesystem aus einer Improvisation der Stunde zu jenem ehernen Panzer zu machen, der dem Proletariat alle öffentliche Macht der Gesellschaft sichert.

Und noch eins 1 Was wir bisher seit dem 9. November erlebt haben, war eigentlich keine deutsche Revolution: Es war eine lange Reihe zersplitterter lokaler Revolutionen und Revolutiönchen, zum Teil nicht ohne operettenhafte Züge, in deren wirrem, buntem Bilde sich die ganze Musterkarte der deutschen Zerrissenheit und Zurückgebliebenheit und demgemäß auch die Zerrissenheit der revolutionären Armee des Proletariats spiegelt. Auch diese natürlichen Schwächen der Anfangsphase müssen überwunden werden. Die große einheitliche deutsche Revolution muß durch die politische und soziale Reife der proletarischen Massen in ganz Deutschland vorbereitet werden, durch die Vorantreibung der Bewegung über ihre lokalen Schranken und Zufälligkeiten zu dem gemeinsamen Ziel, auf die gemeinsame Kampffront.

Entgegen der traditionellen „Markstein”-Anpreisung des eben geschlossenen Parteitages und seines Werkes sei es offen gestanden, daß der Parteitag das ihm vorliegende enorme Werk nur bruchstückweise, nur andeutungsweise hat vollbringen können. Selbst ein Fragment der Revolution, teilt er auch darin ihr Los, sich keiner genügenden Gründlichkeit, keiner erschöpfenden Arbeit rühmen zu können.

Was er aber geleistet hat, scheint uns dennoch im Wesen das Wichtigste zu sein: Er hat die Summa unter den geschichtlichen Lehren der bisherigen Revolution gezogen, die großen Richtlinien der kommenden Entwicklung gewiesen, einen starken Appell an das Gesamtproletariat Deutschlands zum rücksichtslosen Kampf erhoben.

Der Geist, der aus den Delegierten aller Teile des Reiches sprach, läßt zuversichtlich hoffen, daß tüchtige Arbeit geleistet, daß der Appell nicht ohne Echo bleiben, daß die Kommunistische Partei Deutschlands als Stoßtrupp der proletarischen Revolution zum Totengräber der bürgerlichen Gesellschaft wird.

Jetzt gilt es, mit aller Kraft ans Werk zu gehen. Wie Liebknecht am Schluß seiner Ausführungen sagte:

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