Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 459

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energische Tempo der revolutionären Entwicklung. Nicht wir sind es, die zur Herrschaft kommen wollen, sondern wir wollen, daß die Mehrheit des Proletariats die politische Macht in Händen hat. Alle diejenigen, die den Popanz der Nationalversammlung aufgerichtet haben, haben verwirrend auf die Massen gewirkt und die revolutionäre Entwicklung auf Monate und Jahre zurückgeschraubt. Hilferding hat das demokratische Prinzip betont. Aber diese formale Gleichheit der Demokratie ist Lug und Trug, solange noch die ökonomische Macht des Kapitals besteht. Man kann nicht mit der Bourgeoisie und den Junkern darüber debattieren, ob man den Sozialismus einführen solle. Sozialismus heißt nicht, sich in ein Parlament zusammensetzen und Gesetze beschließen, Sozialismus bedeutet für uns Niederwerfung der herrschenden Klassen mit der ganzen Brutalität (Großes Gelächter.), die das Proletariat in seinem Kampfe zu entwickeln vermag. Die Nationalversammlung soll dazu dienen, den Abgrund zwischen Kapital und Arbeit zu überbrücken. Ihr steht jetzt vor der Entscheidung, welchen Weg Ihr gehen wollt, entweder mit uns oder mit Scheidemann. Es gibt jetzt kein Ausweichen mehr, nur ein Entweder-Oder.

Die Freiheit (Berlin),

  1. I: Nr. 57 vom 16. Dezember 1918,

  2. II: Nr. 59 vom 17. Dezember 1918.

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