Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 44

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  1. zur Ohnmacht verurteilt worden, wo die Parteiführer ihren Pflichten treu geblieben sind: in Rußland, Serbien und Italien.

Indem die Internationale Sozialdemokratie der führenden Länder den Klassenkampf im Kriege preisgegeben und ihn [auf die Zeit] nach dem Kriege, auf die Zeit des Friedens verschoben, hat sie dem Feind: den herrschenden Klassen, in allen Ländern Frist gewährt, um seine Positionen auf Kosten des Proletariats wirtschaftlich, politisch und moralisch ungeheuer zu stärken.

Der Weltkrieg dient weder der nationalen Verteidigung noch den wirtschaftlichen oder politischen Interessen irgendwelcher Volksmassen, er ist lediglich eine Ausgeburt imperialistischer Rivalitäten zwischen den kapitalistischen Klassen verschiedener Länder um die Weltherrschaft und das Monopol in der Aussaugung und Auspowerung der letzten Reste der noch nicht vom Kapital beherrschten Welt. In der Ara dieses entfesselten Imperialismus kann es keine nationalen Kriege mehr geben. Die nationalen Interessen dienen nur als Düpierungsmittel, um die arbeitenden Volksmassen ihrem Todfeind, dem Imperialismus, dienstbar zu machen.

Aus der Politik der imperialistischen Staaten und aus dem imperialistischen Kriege kann für keine unterdrückte Nation Freiheit und Unabhängigkeit hervorsprießen. Die kleinen Nationen sind nur Schachfiguren in dem imperialistischen Spiel der Großmächte und werden, ebenso wie die arbeitenden Volksmassen aller beteiligten Länder, während des Krieges als Werkzeug mißbraucht, um nach dem Kriege auf dem Altar der kapitalistischen Interessen geopfert zu werden.

Der heutige Weltkrieg bedeutet unter diesen Umständen bei jeder Niederlage und bei jedem Siege eine Niederlage des Sozialismus und der Demokratie. Er führt bei jedem Ausgang – ausgenommen die revolutionäre Intervention des Internationalen Proletariats – nur zur Stärkung des Militarismus und Marinismus, der imperialistischen Appetite, der Internationalen Gegensätze, der weltwirtschaftlichen Rivalitäten und der Reaktion im Innern (der Agrarier, der Scharfmacher, der Kartellindustrie, des Klerikalismus, des Chauvinismus, des Monarchismus) und umgekehrt zur Schwächung der öffentlichen Kontrolle, der Opposition sowie zur Herabdrückung der Parlamente zu gehorsamen Werkzeugen des Militarismus in allen Ländern. Der heutige Weltkrieg arbeitet so letzten Endes nur auf einen erneuten Ausbruch des Krieges nach kürzerer oder längerer Friedenspause hin.

B. Der Weltfriede kann weder durch Internationale Schiedsgerichte

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