Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 4, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2000, S. 418

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zu entgehen suchen; es geschieht um unserer wie um Eurer willen. Bedenket: Eure siegreichen Kapitalisten stehen bereit, unsere Revolution, die sie wie die eigene fürchten, blutig zu unterdrücken. Ihr selbst seid durch den „Sieg” nicht freier, Ihr seid nur noch versklavter geworden. Gelingt es Euren herrschenden Klassen, die proletarische Revolution in Deutschland wie in Rußland abzuwürgen, dann werden sie sich mit doppelter Wucht gegen Euch wenden. Eure Kapitalisten hoffen, daß der Sieg über uns wie über das revolutionäre Rußland ihnen die Macht geben werde, Euch mit Skorpionen zu züchtigen und das tausendjährige Reich der Ausbeutung auf dem Grabe des Internationalen Sozialismus zu errichten.

Darum blickt das Proletariat Deutschlands in dieser Stunde auf Euch. Deutschland ist schwanger mit der sozialen Revolution, aber den Sozialismus kann nur das Weltproletariat verwirklichen.

Und darum rufen wir Euch zu: Auf zum Kampf! Auf zur Tat! Die Zeit der leeren Manifeste, platonischen Resolutionen und tönenden Worte ist vorbei: Die Stunde der Tat hat für die Internationale geschlagen. Wir fordern Euch auf: Wählet überall Arbeiter- und Soldatenräte, die die politische Macht ergreifen und die zusammen mit uns den Frieden herstellen werden.

Nicht Lloyd George und Poincaré, nicht Sonnino, Wilson und Erzberger oder Scheidemann dürfen den Frieden schließen. Unter dem wehenden Banner der sozialistischen Weltrevolution soll der Frieden geschlossen werden.

Proletarier aller Länder! Wir rufen Euch auf, das Werk der sozialistischen Befreiung zu vollbringen, der geschändeten Welt wieder Menschenantlitz zu verleihen und jenes Wort wahr zu machen, mit dem wir uns in alten Tagen oft begrüßten und mit dem wir auseinandergingen:

Die Internationale wird die Menschheit sein!

Es lebe die Weltrevolution des Proletariats!

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Im Namen des Spartakusbundes

Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Franz Mehring,

Clara Zetkin

Die Rote Fahne (Berlin),

Nr. 10 vom 25. November 1918.

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