Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 74

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der Schweiz, sie bestand auch bei den Buren in Südafrika und zeigte, wie tapfer ein ganzes bewaffnetes Volk sein eigenes Land zu verteidigen vermag. Die Volksbewaffnung ist natürlich ungeeignet für die Führung blutiger Eroberungskriege und für Raub fremder Völker und Länder, weil ein ganzes Volk niemals bereit sein wird, sein Land zu verlassen, um zur Eroberung fremder Gebiete in ferne fremde Länder oder über den Ozean zu ziehen. Aber gerade deshalb ist die Volksmiliz das beste Mittel gegen derartige verbrecherische Kriege wie den letzten Krieg Rußlands gegen Japan[1]. Vor allem jedoch ist die Waffe in der Hand des Volkes, im Hause des Arbeiters und in der Hütte des Bauern das beste Mittel gegen die Unterdrückung und die Gewalttaten von seiten der eigenen Kapitalisten. Mit dem bewaffneten Volk müssen die Ausbeuter ganz anders rechnen als mit der wehrlosen Masse. Die Abschaffung der stehenden Heere und die allgemeine Volksbewaffnung sind die beste Garantie für die friedliche Entwicklung der Länder und die größte Erleichterung für die endgültige Befreiung des Volkes vom Joch des Kapitalismus;

12. obligatorische und unentgeltliche Volksschulen, Unterhalt der Schulkinder auf Staatskosten, unentgeltliche Hochschulbildung für die besonders Befähigten

Statt für Militär und Kanonen sollte der Staat die öffentlichen Mittel für die Volksbildung verwenden. Gegenwärtig ist die Volksbildung vollständig vernachlässigt. Im ganzen zaristischen Rußland lebten und starben Millionen Menschen, ohne die elementarsten Grundkenntnisse erworben zu haben: Lesen und Schreiben. Fast am meisten Analphabeten, das heißt Menschen, die nicht lesen und schreiben können, gibt es in unserem Land, in Polen. Die zaristische Regierung wie auch die Kapitalistenklasse brauchen die Unwissenheit des Volkes, und deshalb haben sie sie im Volk absichtlich aufrechterhalten. Wenn die werktätige Bevölkerung, die städtischen Arbeiter und die Landbevölkerung, gebildet ist und Zugang zu Zeitungen, Büchern und zur Wissenschaft hat, wird sie auch nicht mehr gewillt sein, die Klassen der Blutsauger und Schmarotzer demütig auf ihrem Buckel zu tragen.

Deshalb richtete die zaristische Regierung so wenig Volksschulen ein und gab dem Volk einen so schlechten Unterricht in diesen Schulen, deshalb gestattete sie den Kapitalisten, Proletarierkinder von frühester Jugend an in Fabriken und auf dem Acker ins Joch der Arbeit zu spannen, wenn für diese Kinder die beste Zeit ist, sich die ersten Grundlagen des Wissens anzueignen.

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[1] Von Januar 1904 bis September 1905 hatte Japan einen imperialistischen Krieg gegen Rußland um die Vorherrschaft im Fernen Osten geführt. Die schwere Niederlage der russischen Truppen im Jahre 1905 schwächte den Zarismus und verschärfte die revolutionäre Krise in Rußland.