Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 2, 6., überarbeitete Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2004, S. 199

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Ignaz Auer. Rede an seinem Grabe

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Ich ergreife das Wort im Namen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands, die mir den Auftrag gegeben hat, ihren Gefühlen an der Bahre unseres Ignaz Auer Ausdruck zu verleihen. Die russische Sozialdemokratie ist, als das jüngste Glied in der großen Familie des internationalen Proletariats, darauf angewiesen, von den älteren Geschwistern, von der westeuropäischen Arbeiterbewegung und namentlich von ihrer alten Vorhut, der deutschen Sozialdemokratie, sowohl in der Theorie wie im praktischen Kampfe wegweisende Lehren zu schöpfen. Die russische Arbeiterbewegung ist international nicht nur ihrem Geiste, ihren Idealen, ihren Endzielen und ihren Kampfmethoden nach, sie steht zu der westeuropäischen und namentlich zu der deutschen Sozialdemokratie in dem warmen persönlichen Verhältnis eines treuen und dankbaren Schülers zum innig geliebten und hochverehrten Lehrer. Und deshalb sind sowohl unsere großen Lehrmeister auf dem Gebiete der Theorie wie auch die Bannerträger und Führer im praktischen Kampfe der deutschen Arbeiterklasse für die russische Sozialdemokratie, in der russischen Bewegung wohlbekannte und liebgewordene Namen, nahe und vertraute Gestalten. Und unter ihnen ragt die reckenhafte Gestalt Ignaz Auers in erster Reihe empor. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß es keinen noch so entlegenen Winkel in dem großen Zarenreiche oder, richtiger heutzutage, in dem großen Revolutionsreiche Rußland gibt, wo der Name Ignaz Auers in den Reihen der Kämpfer um die Sache der Freiheit nicht wohlbekannt wäre, wo man jeder seiner Äußerungen in der Öffentlichkeit nicht die größte Beachtung geschenkt, jedem seiner Worte nicht mit gespannter Aufmerksamkeit gelauscht hätte. Unser großer Toter hat es wohl in seiner großen Bescheidenheit kaum selbst geahnt, aber sicher hat er sich auch

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[1] Redaktionelle Überschrift. – Ignaz Auer, Mitglied des Parteivorstandes der deutschen Sozialdemokratie, war am 10. April 1907 in Berlin verstorben.